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Lieferung von Erstexemplaren eines Buches durch Verlage an Autoren zu höheren Preisen als den Ladenpreisen

BFH 21.10.2015, XI R 22/13

In Fällen, in de­nen ein Ver­lag mit einem Au­tor ein Buch er­stellt und er zur Ab­de­ckung der Druck­kos­ten dem Au­tor ver­trags­gemäß eine be­stimmte An­zahl von Erst­ex­em­pla­ren zu einem höheren Preis als dem La­den­preis lie­fert, liegt ne­ben der (dem ermäßig­ten Steu­er­satz un­ter­lie­gen­den) Lie­fe­rung von Büchern eine sons­tige (dem Re­gel­steu­er­satz zu un­ter­wer­fende) ver­le­ge­ri­sche Leis­tung vor. In die­sen Fällen ist das zwi­schen dem Ver­lag und dem Au­tor ver­ein­barte Ent­gelt ent­spre­chend die­sen bei­den vom Ver­lag er­brach­ten Leis­tun­gen auf­zu­tei­len.

Der Sach­ver­halt:
Der Kläger be­trieb in den Streit­jah­ren 2004 bis 2008 einen Ver­lag, in dem er Bücher auf der Grund­lage von zu­vor ein­ge­reich­ten Ma­nu­skrip­ten von Au­to­ren her­stellte und an den Buch­han­del wie auch di­rekt an End­ab­neh­mer ver­trieb. Da­bei räumte der je­wei­lige Au­tor dem Kläger das Recht ein, auf der Grund­lage sei­nes Ma­nu­skripts ein Buch, des­sen "Co­py­right" beim Au­tor ver­blieb, her­zu­stel­len, zu ver­vielfälti­gen so­wie an­ge­mes­sen zu ver­brei­ten. Der Kläger führte auf Wunsch des Au­tors auch Lek­to­ratstätig­kei­ten durch. Zu­dem durfte er die Wer­bemaßnah­men für das Buch und den La­den­preis be­stim­men. Der Au­tor er­warb für je­des ver­kaufte und be­zahlte Ex­em­plar einen Ho­no­raran­spruch in Höhe ei­nes pro­zen­tua­len An­teils des um die Um­satz­steuer ver­min­der­ten La­den­prei­ses.

Zeit­gleich und im Zu­sam­men­hang mit dem Ver­lags­ver­trag schloss der Kläger mit dem je­wei­li­gen Au­tor in einem sog. Auf­trags­schein eine wei­tere Ver­ein­ba­rung, worin sich der Au­tor u.a. ge­genüber dem Kläger ver­pflich­tete, (in der Re­gel 50) Erst­ex­em­plare zu einem be­son­de­ren - im Ver­gleich zum späte­ren La­den­preis höheren - Preis zu er­wer­ben. Nach Dar­stel­lung des Klägers wa­ren die an den Au­tor aus­ge­lie­fer­ten Erst­ex­em­plare in der Re­gel bes­ser aus­ge­stat­tet als die wei­te­ren Ex­em­plare.

Die mit dem Ver­lags­ge­schäft aus­geführ­ten Umsätze ein­schließlich der Lie­fe­rung der Erst­ex­em­plare an die Au­to­ren un­ter­warf der Kläger un­ter Hin­weis auf § 12 Abs. 2 Nr. 1 UStG i.V.m. Nr. 49 der An­lage 2 zu § 12 Abs. 2 UStG dem ermäßig­ten Steu­er­satz. Das Fi­nanz­amt war der An­sicht, dass die von den Au­to­ren für ihre Be­lie­fe­rung mit Erst­ex­em­pla­ren an den Kläger ge­zahl­ten Ent­gelte in einen mit dem ermäßig­ten Steu­er­satz zu be­steu­ern­den Teil für die Lie­fe­rung des Bu­ches an den Au­tor und in einen mit dem Re­gel­steu­er­satz zu be­steu­ern­den Teil für die Her­stel­lung des Bu­ches auf­zu­tei­len seien und änderte die Um­satz­steu­er­be­scheide ent­spre­chend. Das FG gab der hier­ge­gen ge­rich­te­ten Klage statt. Auf die Re­vi­sio9n des Fi­nanz­am­tes hob der BFH das Ur­teil auf und wies die Sa­che zur er­neu­ten Ver­hand­lung und Ent­schei­dung an das FG zurück.

Gründe:
Das FG hat zu Un­recht an­ge­nom­men, im vor­lie­gen­den Fall seien aus­schließlich Lie­fe­run­gen von Büchern Ge­gen­stand des zwi­schen dem Kläger und den Au­to­ren ver­ein­bar­ten Leis­tungs­aus­tausch­verhält­nis­ses i.S.v. § 1 Abs. 1 Nr. 1 UStG ge­we­sen. Es hat in­so­weit den par­al­lel ab­ge­schlos­se­nen Ver­lags­ver­trag zu Un­recht außer Be­tracht ge­las­sen. bei der Pu­bli­ka­tion der Bücher nicht als sons­tige Leis­tung .

Denn er­stellt ein Ver­lag auf­grund ei­nes Ver­lags­ver­trags mit einem Au­tor ein Buch und lie­fert er zur Ab­de­ckung der Druck­kos­ten dem Au­tor ver­trags­gemäß eine be­stimmte An­zahl von Erst­ex­em­pla­ren zu einem höheren Preis als dem La­den­preis, liegt ne­ben der (dem ermäßig­ten Steu­er­satz un­ter­lie­gen­den) Lie­fe­rung von Büchern eine gem. § 3 Abs. 9 UStG sons­tige (dem Re­gel­steu­er­satz zu un­ter­wer­fende) ver­le­ge­ri­sche Leis­tung vor. In die­sen Fällen ist das zwi­schen dem Ver­lag und dem Au­tor ver­ein­barte Ent­gelt ent­spre­chend die­sen bei­den vom Ver­lag er­brach­ten Leis­tun­gen auf­zu­tei­len.

Das FG war im Streit­fall von an­de­ren Rechts­grundsätzen aus­ge­gan­gen. Seine Ent­schei­dung war da­her auf­zu­he­ben. Im wei­te­ren Ver­fah­ren muss es nun er­mit­teln, in wel­chem Verhält­nis die vom Kläger an die Au­to­ren er­brach­ten Leis­tun­gen in Ge­stalt der ver­le­ge­ri­schen Leis­tun­gen und der Lie­fe­rung der 50 Erst­ex­em­plare der Bücher ste­hen. Fer­ner wird fest­zu­stel­len sein, ob (und ggf. in wel­chem Um­fang) die 50 Erst­ex­em­plare der Bücher bes­ser und höher­wer­tig aus­ge­stat­tet wa­ren als die im re­gulären Han­del erhält­li­chen Ex­em­plare. Bei der Schätzung ist die ein­fachst mögli­che Me­thode zu ver­wen­den.

Link­hin­weis:

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