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Wirtschaftsprüfung

Wegfall des Konzernprivilegs für Treasury-Einheiten?

Ende 2017 hat die Ba­Fin in einem Schrei­ben das sog. Kon­zern­pri­vi­leg, wo­nach Tre­asury-Ein­hei­ten nicht un­ter die Er­laub­nis­pflicht als Zah­lungs­dienst­leis­tungs­in­sti­tut fal­len, deut­lich ein­ge­schränkt. Un­klar ist, ob dies über die ge­setz­li­chen Vor­ga­ben hin­aus­geht.

Be­reits seit dem 12.1.2016 gilt die Richt­li­nie (EU) 2015/2366 über Zah­lungs­dienste im Bin­nen­markt (Pay­ment Ser­vices Di­rec­tive - PSD II). Zu ih­rer Um­set­zung in deut­sches Recht trat am 13.1.2018 das neue und vollständig über­ar­bei­tete Zah­lungs­diens­teauf­sichts­ge­setz (ZAG n. F.) in Kraft.

Be­reits vor In­kraft­t­re­ten des ZAG n. F. hat die Bun­des­an­stalt für Fi­nanz­di­enst­leis­tungs­auf­sicht (Ba­Fin) ihr Merk­blatt „Hin­weise zum ZAG“ über­ar­bei­tet und die­ses am 29.11.2017 ver­öf­f­ent­licht. Darin wer­den Aus­le­gungs­hin­weise u. a. zu den Er­laub­nis- und Regi­s­trie­rungspf­lich­ten so­wie zu den Be­griffs­de­fini­tio­nen der Zah­lungs­di­en­ste und de­ren Aus­nah­men gege­ben.

Eine der be­deu­tends­ten Ver­än­de­rung mit ho­her prak­ti­scher Rele­vanz im Ba­Fin-Merk­blatt vom 29.11.2017 ist die Auf­he­bung der Be­reichs­aus­nahme zum Kon­zern­pri­vi­leg.

Gemäß § 2 Abs. 1 Nr. 12 ZAG n.F. gel­ten un­verändert „Zah­lungs­vor­gänge und da­mit ver­bun­dene Dienste inn­er­halb ei­nes Kon­zerns oder zwi­schen Mit­g­lie­dern ei­ner kre­dit­wirt­schaft­li­chen Ver­bund­grup­pe“  nicht als Zah­lungs­di­en­ste und un­ter­lie­gen kei­ner Er­laub­nis­pflicht durch die Ba­Fin. Die bis­he­rige Ver­wal­tungs­pra­xis der Ba­Fin ermöglichte es, zen­tra­li­sier­ten Ein­hei­ten für Zah­lungs­di­en­ste inn­er­halb ei­nes Kon­zerns (Trea­sury-Ein­hei­ten) alle Zah­lungs­dienst­leis­tun­gen, das Tre­asury und Ac­coun­ting so­wie Zah­lungs­ströme zen­tral zu steu­ern, ohne un­ter eine Er­laub­nis­pflicht als Zah­lungs­dienst­leis­tungs­in­sti­tut zu fal­len (sog. Kon­zern­pri­vi­leg).

Gemäß dem neuen Ba­Fin-Merk­blatt ist der Wort­laut des Kon­zern­pri­vi­legs hin­ge­gen ent­sp­re­chend eng am Ge­set­zes­text aus­zu­le­gen. Dem­nach sind Zah­lungs­vor­gänge „in den Kon­zern hin­ein“ oder „aus dem Kon­zern her­aus“ nicht mehr pri­vi­le­giert. Die enge Ver­wal­tungs­an­wei­sung be­deu­tet, dass die Be­reichs­aus­nahme nur auf kon­zern­in­terne Zah­lungs­vor­gänge (z. B. kon­zern­in­ter­nes Cash-Poo­ling) An­wen­dung fin­det. Eine er­laub­nispf­lich­tige Zah­lungs­di­enst­leis­tung ist da­mit stets anzu­neh­men, so­bald eine Kon­to­voll­macht oder Zah­lungs­be­fug­nis der Trea­sury-Ein­heit zur Ab­wick­lung von kon­zern­ex­ter­nem Zah­lungs­ver­kehr (z. B. Lie­fe­ran­ten­zah­lun­gen, Ge­halts­zah­lun­gen oder Ein­zug von Kun­den­zah­lun­gen) für Kon­zern­ge­sell­schaf­ten vor­liegt.

Mit die­ser Aus­le­gung un­ter­wirft die Ba­Fin seit dem 13.1.2018 ei­nige Trea­sury-Ein­hei­ten bzw. de­ren recht­li­che Ein­hei­ten dem Er­laub­nis­vor­be­halt nach dem ZAG n. F. und würde eine Li­zenz als Zah­lungs­in­sti­tut und zusätz­li­che re­gu­la­to­ri­sche An­for­de­run­gen für die be­trof­fe­nen Un­ter­neh­men not­wen­dig ma­chen.

Nach Hin­wei­sen von Ver­bän­den, u. a. vom Bun­des­ver­band der Deut­schen Indu­s­trie e. V. (BDI) und vom Ver­band Deut­scher Trea­su­rer e. V., auf die Ver­wer­fun­gen zwi­schen ZAG n. F. und der enge­ren Aus­le­gung der Ba­Fin be­steht der­zeit Recht­s­un­si­cher­heit.

Gemäß Pres­se­mit­tei­lun­gen des BDI vom 13.4.2018 und 14.5.2018 sei die An­wen­dung der bis­he­ri­gen Aus­le­gung des Kon­zern­pri­vi­legs bis zur end­gül­ti­gen Klär­ung wei­ter­hin mög­lich und die Ba­Fin wird ge­gen be­trof­fene Un­ter­neh­men nicht ein­schrei­ten. Die Verbände be­fin­den sich der­zeit im Aus­tausch mit der Ba­Fin, um eine ge­mein­same Lösung zu fin­den, die Rechts­si­cher­heit für be­trof­fene Un­ter­neh­men schafft.

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