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Steuerberatung

Höhe der Nachzahlungszinsen ist verfassungsgemäß

FG Münster 17.8.2017, 10 K 2472/16

Die Höhe der Nach­zah­lungs­zin­sen von 6 % in den Jah­ren 2012 bis 2015 ist noch ver­fas­sungs­gemäß. Mit der Fest­le­gung ei­nes fes­ten Zins­sat­zes 6 % pro Jahr für Steu­er­nach­zah­lun­gen und Steu­er­er­stat­tun­gen ist der Rah­men für eine ver­fas­sungs­recht­lich zulässige Ty­pi­sie­rung nicht über­schrit­ten.

Der Sach­ver­halt:
Die Kläger sind Ehe­leute. Für das Streit­jahr 2011 wur­den die Kläger im De­zem­ber 2013 zur Ein­kom­men­steuer ver­an­lagt, nach­dem sie die Steu­er­erklärung im Fe­bruar des­sel­ben Jah­res ab­ge­ge­ben hat­ten. Bezüglich des Streit­jah­res 2010 änderte das Fi­nanz­amt die Steu­er­fest­set­zung im Ja­nuar 2016, nach­dem ihm wei­tere Be­tei­li­gungs­einkünfte des Klägers mit­ge­teilt wor­den wa­ren.

Aus bei­den Ein­kom­men­steu­er­be­schei­den er­gab sich eine nach­zu­zah­lende Ein­kom­men­steuer, für die das Fi­nanz­amt je­weils (Nach­zah­lungs-)Zin­sen fest­setzte. Ins­ge­samt wa­ren von den Klägern für die Mo­nate April 2012 bis De­zem­ber 2015 Zin­sen zu zah­len. Die Kläger wen­den sich mit ih­rer Klage ge­gen die Zins­fest­set­zun­gen und ma­chen u.a. gel­tend, die Höhe der Ver­zin­sung sei an­ge­sichts der an­dau­ern­den Nied­rig­zins­phase fernab der Rea­lität und da­mit ver­fas­sungs­wid­rig.

Das FG wies die Klage ab. Die Re­vi­sion zum BFH wurde we­gen grundsätz­li­cher Be­deu­tung der Rechts­sa­che zu­ge­las­sen.

Die Gründe:
Die an­ge­foch­te­nen Zins­fest­set­zun­gen ent­spre­chen den (ein­fach­ge­setz­li­chen) Vor­ga­ben des § 233a so­wie der §§ 238, 239 AO. Die Zins­fest­set­zun­gen sind auch nicht des­halb rechts­wid­rig, weil die Ver­zin­sung nach § 238 AO an­hand ei­nes Zins­sat­zes be­rech­net wird, wel­cher auf 0,5 % pro Mo­nat bzw. 6 % pro Jahr fest­ge­legt ist. Die vor­ge­nannte Re­ge­lung ist ver­fas­sungs­gemäß.

Mit der Fest­le­gung ei­nes fes­ten Zins­sat­zes von 0,5 % pro Mo­nat bzw. 6 % pro Jahr für Steu­er­nach­zah­lun­gen und Steu­er­er­stat­tun­gen hat der Ge­setz­ge­ber den Rah­men für eine ver­fas­sungs­recht­lich zulässige Ty­pi­sie­rung nicht über­schrit­ten. Die Markt­zin­sen ha­ben sich in den Jah­ren 2012 bis 2015 auch nicht in ei­ner Weise ent­wi­ckelt, dass der Zins­satz nicht mehr als hin­rei­chend rea­litätsge­recht an­zu­se­hen ist, denn in die­sem Zeit­raum la­gen die Mit­tel­werte aus den Markt­zin­sen für Dar­le­hen so­wie für An­la­gen zwi­schen 4,49 % und 3,66 %.

Es han­delt sich um eine Ty­pi­sie­rung über einen sehr lan­gen Zeit­raum: Der Ge­setz­ge­ber hat den Zins­satz nach § 238 AO be­reits im Jahr 1961 ein­geführt. Für den hier in Rede ste­hen­den § 233a AO gilt er seit des­sen Einführung im Jahr 1990. Er hat den Zins­satz trotz der seit­dem auf­ge­tre­te­nen er­heb­li­chen Zins­schwan­kun­gen in beide Rich­tun­gen nicht geändert. Der Ge­setz­ge­ber ver­folgt dem­nach das Kon­zept, aus Gründen der Prak­ti­ka­bi­lität und der Rechts­kon­ti­nuität ste­tig an einem fes­ten Zins­satz fest­zu­hal­ten, auch wenn es zwi­schen­zeit­lich durch­aus zu er­heb­li­chen Schwan­kun­gen des tatsäch­li­chen Markt­zin­ses kommt. Die­ses ge­setz­ge­be­ri­sche Kon­zept ist zulässig.

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