- Aktuelle Befragung: 100 mittelständische Unternehmen unterschiedlicher Branchen äußern sich zum Stand ihrer Compliance-Aktivitäten
- 40 Prozent der befragten Unternehmen verfügen bereits über ein umfassendes Compliance-Management-System; weitere 40 Prozent haben in Teilbereichen ein Compliance-System etabliert
- Kleiner Mittelstand sieht Nachholbedarf und plant mittelfristig stärker in Compliance zu investieren
Stuttgart, 12. Oktober 2016 – Die Beschäftigung mit Compliance steht im Fokus des deutschen Mittelstands: Acht von zehn Unternehmen haben bereits entweder ein umfassendes Compliance-Management-System eingeführt oder Compliance-Maßnahmen in Teilbereichen des Unternehmens umgesetzt. Gehobene Mittelständler verfügen deutlich häufiger über ein umfassendes Compliance-Management-System als kleine mittelständische Unternehmen. Doch diese sehen Nachholbedarf und wollen mittelfristig ihre Compliance-Investitionen stärker ausweiten. 58 Prozent der befragten Unternehmen mit einem Jahresumsatz von weniger als 50 Millionen Euro planen steigende Investitionen, bei den größeren Unternehmen sind es immerhin 40 Prozent.
Das ist ein Ergebnis der aktuellen Studie zu Compliance, die die Prüfungs- und Beratungsgesellschaft Ebner Stolz gemeinsam mit dem F.A.Z.-Institut durchgeführt hat. Die Studie analysiert die Motive und Vorgehensweise des Mittelstands bei der Einführung von Compliance-Strukturen. Befragt wurden mittelständische Unternehmen mit einem Jahresumsatz von bis zu 750 Millionen Euro. 40 Prozent der befragten Unternehmen waren kleine Mittelständler mit einem Jahresumsatz von unter 50 Millionen Euro. Die Ergebnisse der Befragung werden ergänzt durch sechs Tiefeninterviews mit Compliance-Verantwortlichen in ausgewählten Unternehmen.
„Bei der Umsetzung von Compliance-Anforderungen gehen mittelständische Unternehmen in der Regel anders vor als große Konzerne“, sagt Dr. Daniel Kautenburger-Behr, Rechtsanwalt, Steuerberater und Partner bei Ebner Stolz in Köln. „Meist ergreifen Geschäftsführer oder Abteilungsleiter je nach Risikograd zunächst Compliance-Maßnahmen in Teilbereichen des Unternehmens. Diese modulare Vorgehensweise ist aufgrund der Struktur des Mittelstands mit flachen Hierarchien und direkten Kommunikationswegen gerechtfertigt“, so Kautenburger-Behr. Dennoch geht der Trend dahin, umfassende Compliance-Systeme einzurichten: Neun von zehn der befragten Unternehmen planen ihre Richtlinien beziehungsweise Prozesse anzupassen oder neu zu etablieren und damit die Voraussetzung für ein umfassendes Compliance-Management-System zu schaffen.
Den größten Handlungsbedarf für Compliance sehen die befragten Unternehmen im Datenschutz (98 Prozent), in der IT-Sicherheit (92 Prozent) sowie im Arbeits- und Steuerrecht (86 bzw. 82 Prozent). Es folgen mit einer etwas geringeren Häufigkeit die Bereiche Umweltrecht, Korruption und Kartellrecht.
„Das Thema Tax-Compliance wird den Mittelstand in Zukunft zunehmend beschäftigen“, sagt Prof. Holger Jenzen, Steuerberater bei Ebner Stolz, Stuttgart. Steffen Demuß, Leiter Steuern & Compliance bei der Koenig & Bauer AG, teilt diese Einschätzung: „Die Finanzverwaltung hat für ihre Betriebsprüfungen stark aufgerüstet und wertet mit Hilfe einer Prüfsoftware systematisch die Daten der betrieblichen Buchhaltungssysteme aus. Ein besonderes Augenmerk richtet sie dabei auf Volumensteuern wie Umsatzsteuer, Lohnsteuer und internationale Verrechnungspreise. Um die steuerliche Risiken zu minimieren haben wir bei König & Bauer ein Tax-Compliance-System etabliert.“
Die Einführung von Compliance-Strukturen bietet den Unternehmen einen klaren Mehrwert: Mehr Sicherheit (90 Prozent), Transparenzsteigerung (83 Prozent) und effizientere Prozessabläufe (44 Prozent) werden als wesentliche Zusatznutzen genannt. Umgekehrt sind klare Prozessabläufe eine wichtige Voraussetzung für eine erfolgreiche Einführung von Compliance-Management-Systemen. „Wenn die Prozesse klar beschrieben sind, brauchen Sie nur noch an den Arbeitsabläufen entlangzugehen und zu schauen, wo es Imagethemen, Werteflüsse und Haftungsthemen gibt“, sagt Dr. Ulrich Schulz, Executive Director, Organisation, Prozesse und Compliance bei CORPUS SIREO.
Der wichtigste Erfolgsfaktor für Compliance ist jedoch der „Tone from the Top“. Das sehen auch 94 Prozent der befragten Unternehmen, die angeben, dass ihre Unternehmensführung Compliance vorlebe. „Mitarbeiter haben ein feines Gespür dafür, ob Compliance ein Teil der Unternehmenskultur oder lediglich ein standardisierter Prozess eines Organisationsmodells ist. Nur im ersten Fall wird Compliance erfolgreich sein“, erklärt Ulrich Rothfuchs, Direktor Recht, Compliance und Datenschutz der DEKRA SE.
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Über die Studie
Im Auftrag des F.A.Z.-Instituts und der Prüfungs- und Beratungsgesellschaft Ebner Stolz befragte das Marktforschungsinstitut forsa 100 Entscheider mittelständischer Unternehmen (Jahresumsatz bis zu 750 Millionen Euro) unterschiedlicher Branchen zum Thema Compliance. Die Befragung wurde im Mai 2016 durchgeführt. 40 Prozent der befragten Unternehmen zählen zum kleinen Mittelstand (unter 50 Millionen Euro Umsatz). In sechs Tiefeninterviews äußern sich Compliance-Verantwortliche zu ihren Erfahrungen mit dem Aufbau von Compliance-Systemen, darunter Vertreter von CORPUS SIREO, Roche Diagnostics Belgium, edding AG, Koenig & Bauer AG, DEKRA SE und DG HYP.
Über Ebner Stolz
Als eine der größten unabhängigen mittelständischen Beratungsgesellschaften in Deutschland betreut Ebner Stolz überwiegend mittelständische Industrie-, Handels- und Dienstleistungsunternehmen verschiedener Branchen. Das Dienstleistungsangebot umfasst die Wirtschaftsprüfung sowie die Steuer-, Rechts- und Unternehmensberatung. Das Unternehmen beschäftigt 1.200 Mitarbeiter an 15 Standorten (Berlin, Bonn, Bremen, Düsseldorf, Frankfurt, Hamburg, Hannover, Karlsruhe, Köln, Leipzig, München, Reutlingen, Siegen, Solingen und Stuttgart).