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BMF zur Nichtanwendung der Urteilsgrundsätze des BFH-Urteils I R 54, 55/10 zur grenzüberschreitenden Organschaft

Schreiben des BMF vom 27.12.2011 - IV C 2 - S 2770/11/10002

Nicht­an­wen­dung der Ur­teils­grundsätze in ver­gleich­ba­ren Fällen

Der Bun­des­fi­nanz­hof (BFH) ver­tritt in sei­nem Ur­teil I R 54, 55/10 vom 9. Fe­bruar 2011 die Auf­fas­sung, dass im Streit­jahr 1999 eine Ka­pi­tal­ge­sell­schaft mit Ge­schäfts­lei­tung und Sitz im In­land im Rah­men ei­ner ge­wer­be­steu­er­li­chen Or­gan­schaft Or­gan­ge­sell­schaft ei­nes in Großbri­tan­nien ansässi­gen ge­werb­li­chen Un­ter­neh­mens als Or­ganträger sein kann.
Die ent­ge­gen­ste­hende Be­schränkung in § 14 2. Halb­satz und § 14 Num­mer 3 Satz 1 KStG 1999 i. V. m. § 2 Ab­satz 2 Satz 2 GewStG 1999 auf ein Un­ter­neh­men mit Ge­schäfts­lei­tung und Sitz im In­land als Or­ganträger sei nicht mit dem Dis­kri­mi­nie­rungs­ver­bot des Ar­ti­kel XX Ab­satz 4 und 5 DBA-Großbri­tan­nien 1964/1970 (ent­spre­chend Ar­ti­kel 24 Ab­satz 5 des OECD-Mus­ter­ab­kom­mens - OECD-MA-) ver­ein­bar.
Fer­ner kommt der BFH zu dem Er­geb­nis, dass die Be­hand­lung ei­ner Or­gan­ge­sell­schaft als Be­triebsstätte des Or­ganträgers gemäß § 14 Num­mer 1 - 3 KStG 1999 i. V. m. § 2 Ab­satz 2 Satz 2 GewStG 1999 durch die Ar­ti­kel 5 Ab­satz 7 OECD-MA ent­spre­chende Vor­schrift des DBA-Großbri­tan­nien aus­ge­schlos­sen sei.
Nach Auf­fas­sung des Bun­des­min­ste­ri­ums der Fi­nan­zen (BMF) so­wie der obers­ten Fi­nanz­behörden der  Länder im Schrei­ben vom 27.12.2011 sind die Grundsätze des Ur­teils nicht über den ent­schie­de­nen Ein­zel­fall hin­aus an­zu­wen­den.
Nach Auf­fas­sung des BMF so­wie der obers­ten Fi­nanz­behörden der  Länder steht das Ur­teil des BFH nicht im Ein­klang mit der in Tz. 77 OECD-Mus­ter­kom­men­tar 2010 zu Ar­ti­kel 24 Ab­satz 5 OECD-MA wie­der­ge­ge­be­nen ein­hel­li­gen Aus­le­gung des Dis­kri­mi­nie­rungs­ver­bots durch die OECD-Mit­glied­staa­ten - und da­mit auch durch das Ver­ei­nigte König­reich von Großbri­tan­nien und Nord­ir­land - und der darin zum Aus­druck ge­brach­ten Staa­ten­pra­xis.
Ent­spre­chen­des gilt für die Aus­le­gung der Ar­ti­kel 5 Ab­satz 7 OECD-MA ent­spre­chen­den­Vor­schrift des DBA-Großbri­tan­nien 1964/1970. Die nach § 14 Num­mer 1 - 3 KStG 1999 i. V. m. § 2 Ab­satz 2 Satz 2 GewStG 1999 zu erfüllen­den Ein­glie­de­rungs­er­for­der­nisse ge­hen nach ih­rem durch die Recht­spre­chung des BFH (a. a. O.) kon­kre­ti­sier­ten In­halt über die Merk­male der Kon­trolle gemäß den Ar­ti­kel 5 Ab­satz 7 OECD-MA ent­spre­chen­den Ab­kom­mens­vor­schrif­ten in de­ren Aus­le­gung durch die OECD-Mit­glieds­staa­ten hin­aus (vgl. Tz. 40 ff. des OECD-Kom­men­tars 2010 zu Ar­ti­kel 7 OECD-MA). Da­her ste­hen diese Ab­kom­mens­vor­schrif­ten der An­nahme ei­ner Be­triebsstätte in den Fällen des § 14 Num­mer 1 - 3 KStG 1999 i. V. m. § 2 Ab­satz 2 Satz 2 GewStG 1999 nicht ent­ge­gen. Die Grundsätze des BMF-Schrei­bens vom 8. De­zem­ber 2004 (BStBl I 2004, Seite 1181) sind wei­ter an­zu­wen­den. Das Schrei­ben des BMF im Voll­text fin­den Sie hier. Das dies­bezügli­che Ur­teil I R 54, 55/10 des BFH im Voll­text fin­den Sie hier.
03.01.2012 nach oben

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