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BGH zur Frage des Bestehens einer Pflicht des Darlehensvermittlers die Vergütung eines weiteren Vermittlers anzugeben

Urteil des BGH vom 10.5.2012 - III ZR 234/11

Zur Frage, ob der Dar­le­hens­ver­mitt­ler gem. § 655b Abs. 1 S. 2 BGB a.F. auch die Vergütung an­ge­ben muss, die der Dar­le­hens­ge­ber einem wei­te­ren ("zwi­schen­ge­schal­te­ten") Ver­mitt­ler ver­spro­chen hat. Zur Wirk­sam­keit ei­ner (er­folgs­un­abhängi­gen) Ne­ben­ent­gel­tab­rede ("in­terne Wert­er­mitt­lungs­gebühr").

Der Sach­ver­halt:
Der Kläger ver­langt von der Be­klag­ten die Rück­zah­lung ei­ner "Mak­ler­gebühr" i.H.v. 7.497 € so­wie ei­ner "in­ter­nen Wert­er­mitt­lungs­gebühr" von 490 €, wel­che er der Be­klag­ten für die Ver­mitt­lung von Dar­le­hen in einem Um­fang von ins­ge­samt 126.000 € zwecks Um­schul­dung ei­ner Ei­gen­heim­fi­nan­zie­rung bei der D. bank AG (D-AG) ent­rich­tet hat. In dem von den Par­teien im Fe­bruar 2008 un­ter­zeich­ne­ten "Mak­ler-Al­lein-Auf­trag zur Dar­le­hens­ver­mitt­lung" ist u.a. Fol­gen­des an­ge­ge­ben:

" 4. Mak­ler­gebühr:

  • Die Mak­ler­gebühr beträgt 5,95 % aus dem Dar­le­hens­be­trag.
  • Ein An­spruch auf Mak­ler­gebühr in ver­ein­bar­ter Höhe ent­steht, wenn und so­bald die nach­ge­wie­se­nen oder ver­mit­tel­ten Fi­nan­zie­rungs­mit­tel an den Auf­trag­ge­ber ge­leis­tet sind und die­sem kein Wi­der­rufs­recht mehr zu­steht.
  • Der Mak­ler be­zieht vom Dar­le­hens­ge­ber eine Vergütung aus dem Dar­le­hens­be­trag i.H.v. 1,5 %.

5. Sons­tige Kos­ten:

  • Un­abhängig von ei­ner er­folg­ten Dar­le­hens­ver­mitt­lung sind bei der Be­auf­tra­gung ent­ste­hende und ent­stan­dene Kos­ten wie folgt zu ent­rich­ten: - In­terne Wert­er­mitt­lungs­gebühren für die Ob­jekt­ein­wer­tung von pau­schal EURO 490,- €.

Die Gründe:
Die in Nr. 5 des Dar­le­hens­ver­mitt­lungs­ver­trags vor­ge­se­hene Ver­pflich­tung des Klägers, un­abhängig von ei­ner er­folg­ten Dar­le­hens­ver­mitt­lung "in­terne Wert­er­mitt­lungs­gebühren für die Ob­jekt­ein­wer­tung" von pau­schal 490 € zu ent­rich­ten, ist nach § 655d S. 1, § 655e Abs. 1 S. 1 BGB nich­tig mit der Folge, dass die Be­klagte gem. § 812 Abs. 1 S. 1 Alt. 1 BGB den vom Kläger hier­auf ge­zahl­ten Be­trag zurücker­stat­ten muss. Nach § 655d S. 1 BGB ist es dem Ver­mitt­ler un­ter­sagt, für im Zu­sam­men­hang mit der Dar­le­hens­ver­mitt­lung ste­hende Dienste und Leis­tun­gen ein über § 655c S. 1 BGB hin­aus­ge­hen­des, ins­bes. ein er­folgs­un­abhängi­ges, (Ne­ben-)Ent­gelt zu ver­lan­gen.

Rechts­feh­ler­haft hat das Be­ru­fungs­ge­richt je­doch einen An­spruch der Be­klag­ten auf Zah­lung der ver­ein­bar­ten Mak­ler­gebühr von 7.497 € mit der Begründung ver­neint, dass der Dar­le­hens­ver­mitt­lungs­ver­trag gem. § 655b Abs. 2 BGB a.F. nich­tig sei, weil er keine An­ga­ben über die von der D-AG an die D-GmbH ge­zahlte Pro­vi­sion von 0,5 % des Dar­le­hens­be­trags ent­hal­ten und so­mit den An­for­de­run­gen des § 655b Abs. 1 S. 2 BGB a.F. nicht genügt habe. Nach dem Wort­laut und dem Zweck des Ge­set­zes soll der Ver­mitt­ler sämt­li­che Vergütun­gen auf­de­cken, die ihm für die Dar­le­hens­ver­mitt­lung zu­fließen, sei es von Sei­ten sei­nes Kun­den (des Kre­dit­su­chen­den), sei es von Sei­ten des Kre­dit­ge­bers.

Ent­ge­gen der An­sicht des OLG be­steht in­des grundsätz­lich keine - die Folge der Nich­tig­keit des Ver­mitt­lungs­ver­trags auslösende (§ 655b Abs. 2 BGB) - Pflicht des Ver­mitt­lers, dem Kun­den auch sol­che Vergütun­gen an­zu­ge­ben, die nicht er selbst, son­dern ein Drit­ter, etwa wie hier ein zwi­schen­ge­schal­te­ter wei­te­rer Ver­mitt­ler, vom Kre­dit­ge­ber erhält. Durch die Begründung ei­ner Pflicht, Er­kun­di­gun­gen über et­waige wei­tere Pro­vi­si­ons­zah­lun­gen des Kre­dit­ge­bers an dritte Ver­mitt­ler ein­zu­zie­hen, würden dem Ver­mitt­ler un­ter Umständen er­heb­li­che, nach Sinn und Zweck des Ge­set­zes "über­ob­li­ga­ti­onsmäßige" Er­mitt­lungs- und Nach­for­schungs­an­stren­gun­gen ab­ver­langt.

Dem An­lie­gen des Ver­brau­chers, über die Dar­le­hens­kos­ten um­fas­send und zu­tref­fend in­for­miert zu wer­den, und zwar auch in­so­weit, als diese aus der Ein­schal­tung et­wai­ger drit­ter Ver­mitt­ler re­sul­tie­ren, wird die Ver­pflich­tung des Kre­dit­ge­bers ge­recht, in der vom Dar­le­hens­neh­mer zu un­ter­zeich­nen­den Ver­trags­erklärung sämt­li­che Kre­dit­kos­ten an­zu­ge­ben (§ 492 Abs. 1 S. 5 Nr. 4 BGB a.F.; vgl. nun­mehr Art. 247 § 3 Abs. 1 Nr. 8 und 10 und Abs. 2 EGBGB). Nach die­sen Maßga­ben war die Be­klagte nicht gem. § 655b Abs. 1 S. 2 BGB a.F. ver­pflich­tet, dem Kläger mit­zu­tei­len, dass noch ein wei­te­rer Dar­le­hens­ver­mitt­ler, nämlich die D-GmbH, ein­ge­schal­tet war und die­ser von der Dar­le­hens­ge­be­rin (D-AG) eine zusätz­li­che Pro­vi­sion für den Ab­schluss des Dar­le­hens­ver­trags er­hielt.

Der Se­nat konnte nicht in der Sa­che selbst ent­schei­den, weil das OLG hin­sicht­lich der wei­te­ren, vom Kläger ge­gen die Be­rech­ti­gung der Mak­ler­gebühren­for­de­rung vor­ge­brach­ten Gründe - von sei­nem Stand­punkt aus fol­ge­rich­tig - keine Fest­stel­lun­gen ge­trof­fen hat und die Sa­che da­her nicht zur End­ent­schei­dung reif ist (§ 563 Abs. 3 ZPO).

Link­hin­weis:
  • Der Voll­text der Ent­schei­dung ist auf den Web­sei­ten des BGH veröff­ent­licht.
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