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BGH entscheidet über Auskunftsansprüche von Anlegern von Filmfonds in der Form von Publikums-Kommanditgesellschaften

Urteile des BGH vom 5. Februar 2013 - II ZR 134/11 u.a.
Der für das Ge­sell­schafts­recht zuständige II. Zi­vil­se­nat des Bun­des­ge­richts­hofs (BGH) hat mit Ur­tei­len vom 5. Fe­bruar 2013 ent­schie­den, dass An­le­ger, die sich als Treu­ge­ber über einen Treu­hand­ge­sell­schaf­ter an einem (Film)Fonds in der Form von Pu­bli­kums-Kom­man­dit­ge­sell­schaf­ten be­tei­ligt ha­ben, Aus­kunft über Na­men und An­schrif­ten der übri­gen an der Ge­sell­schaft be­tei­lig­ten An­le­ger ver­lan­gen können, wenn ih­nen im In­nen­verhält­nis der Ge­sell­schaft die Stel­lung ei­nes un­mit­tel­ba­ren Ge­sell­schaf­ters (Kom­man­di­tis­ten) ein­geräumt ist.
In den vier am 5. Fe­bruar 2013 ver­han­del­ten – und ebenso in ei­ner Viel­zahl wei­te­rer beim II. Zi­vil­se­nat des Bun­des­ge­richts­hofs und bei Land- und Ober­lan­des­ge­rich­ten anhängi­gen - Ver­fah­ren ha­ben An­le­ger von Pu­bli­kums­ge­sell­schaf­ten in der Form von Kom­man­dit­ge­sell­schaf­ten mit den je­wei­li­gen Ge­sell­schaf­ten, teils auch mit de­ren ge­schäftsführen­den Ge­sell­schaf­tern oder mit der Treu­hand­kom­man­di­tis­tin darüber ge­strit­ten, ob sie ein Recht auf Aus­kunfts­er­tei­lung über Na­men, An­schrif­ten und (in einem Fall) die Be­tei­li­gungshöhe der übri­gen an den Ge­sell­schaf­ten be­tei­lig­ten An­le­ger ha­ben.
An den Fonds­ge­sell­schaf­ten konn­ten sich die An­le­ger ent­we­der als Kom­man­di­tis­ten (= un­mit­tel­bare Ge­sell­schaf­ter) be­tei­li­gen mit der Folge, dass sie mit Na­men, Wohn­ort und Haft­summe in das Han­dels­re­gis­ter ein­ge­tra­gen wur­den, oder sie be­tei­lig­ten sich als Treu­ge­ber (= mit­tel­bare Ge­sell­schaf­ter) über eine Treuhände­rin an dem Fonds, wo­bei in die­sem Fall nur die Treuhände­rin als (Treu­hand-)Kom­man­di­tis­tin mit Name, Wohn­ort und Haft­summe im Han­dels­re­gis­ter ein­ge­tra­gen wurde. Na­men, An­schrif­ten so­wie die Be­tei­li­gungshöhe der Treu­ge­ber sind dann nur der Treuhände­rin oder der Fonds­ge­sell­schaft be­kannt. Die Be­tei­li­gungs- und Treu­hand­verträge ent­hal­ten Re­ge­lun­gen, nach de­nen die An­le­ger kei­nen An­spruch dar­auf ha­ben, dass ih­nen vom Treuhänder oder der Ge­sell­schaft die dort be­kann­ten Da­ten der an­de­ren An­le­ger mit­ge­teilt wer­den.
Die kla­gen­den An­le­ger ha­ben die An­sicht ver­tre­ten, ih­nen stünde ein Recht auf Kennt­nis der Iden­tität der an­de­ren an dem je­wei­li­gen Fonds be­tei­lig­ten An­le­ger zu, da sie ohne diese Kennt­nis ihre Ge­sell­schaf­ter- oder Treu­ge­ber­rechte nicht ord­nungs­gemäß ausüben könn­ten. Die Be­klag­ten ha­ben die ver­lang­ten Auskünfte u.a. un­ter Hin­weis auf ein schützens­wer­tes An­ony­mitätsin­ter­esse der nur über einen Treuhänder be­tei­lig­ten An­le­ger und die Ge­fahr der missbräuch­li­chen Ver­wen­dung der Da­ten ver­wei­gert. In al­len vier Fällen hat­ten die Kla­gen vor dem Ober­lan­des­ge­richt München Er­folg.
Nach der münd­li­chen Ver­hand­lung ha­ben in zwei Ver­fah­ren die Be­klag­ten ihre Re­vi­sio­nen vor der Verkündung der Ur­teile zurück­ge­nom­men. In den bei­den an­de­ren Ver­fah­ren hat der Bun­des­ge­richts­hof die Ent­schei­dun­gen des Ober­lan­des­ge­richts München bestätigt. Er hat dar­auf ab­ge­stellt, dass die als Treu­ge­ber bei­ge­tre­te­nen An­le­ger nach den bei ih­rem Bei­tritt von al­len – un­mit­tel­bar oder mit­tel­bar - bei­ge­tre­te­nen An­le­gern als für ihre Recht­stel­lung ver­bind­lich an­er­kann­ten Re­ge­lun­gen in den Ge­sell­schafts­verträgen der Fonds­ge­sell­schaf­ten, auf die die je­wei­li­gen Treu­hand­verträge Be­zug neh­men, im In­nen­verhält­nis den als Kom­man­di­tis­ten bei­ge­tre­te­nen An­le­gern in Rech­ten und Pflich­ten gleich­ge­stellt sind. Ein Kom­man­di­tist hat ebenso wie der Ge­sell­schaf­ter ei­ner Ge­sell­schaft bürger­li­chen Rechts und ei­ner of­fe­nen Han­dels­ge­sell­schaft einen aus sei­nem Mit­glied­schafts­recht fol­gen­den An­spruch auf Kennt­nis der Iden­tität sei­nes ge­sell­schafts­ver­trag­li­chen Ver­trags­part­ners. We­gen der in den Ge­sell­schafts­verträgen er­folg­ten Gleich­stel­lung der Treu­ge­ber mit den (un­mit­tel­ba­ren) Kom­man­di­tis­ten steht die­ser An­spruch auch den nur über einen Treuhänder bei­ge­tre­te­nen An­le­gern zu und kann in den Ge­sell­schafts- und Treu­hand­verträgen nicht aus­ge­schlos­sen wer­den. Hin­rei­chende An­halts­punkte für eine kon­krete Ge­fahr des Miss­brauchs der Da­ten durch die kla­gen­den An­le­ger selbst oder un­ter de­ren Be­tei­li­gung wa­ren in den ent­schie­de­nen Fällen nicht dar­ge­legt.
Quelle: Pres­se­mit­tei­lung des BGH Nr. 21/2013 vom 5. Fe­bruar 2013   
06.02.2013 nach oben

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