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BFH zur Steuerfreiheit heileurythmischer Leistungen

Urteil des BFH vom 8.3.2011 - V R 30/09

Zum Nach­weis der bei richt­li­ni­en­kon­for­mer Aus­le­gung von § 4 Nr. 14 UStG er­for­der­li­chen Be­rufs­qua­li­fi­ka­tion aus ei­ner "re­gelmäßigen" Kos­ten­tra­gung durch So­zi­al­ver­si­che­rungsträger genügt es nicht, dass le­dig­lich ein­zelne ge­setz­li­che Kran­ken­kas­sen in ih­rer Sat­zung eine Kos­ten­tra­gung für Leis­tun­gen der Hei­leu­ryth­mie (Be­we­gungs­the­ra­pie) vor­se­hen. Der Befähi­gungs­nach­weis kann sich aber auch un­ter be­stimm­ten Vor­aus­set­zun­gen aus dem Ab­schluss ei­nes In­te­grier­ten Ver­sor­gungs­ver­trags nach §§ 140a ff. SGB V zwi­schen dem Be­rufs­ver­band des Leis­tungs­er­brin­gers und den ge­setz­li­chen Kran­ken­kas­sen er­ge­ben.

Der Sach­ver­halt:
Der Kläger hatte eine Aus­bil­dung zum Hei­leu­ryth­mis­ten (Be­we­gungs­the­ra­peu­ten) ab­sol­viert. Seit 1995 ist er selbständig als Hei­leu­ryth­mist tätig. Die von ihm er­brach­ten Leis­tun­gen er­folg­ten stets auf ärzt­li­che An­ord­nung und wur­den größten­teils von ein­zel­nen ge­setz­li­chen Kran­ken­kas­sen über­nom­men. Im Juli 2006 er­folgte der ver­bind­li­che Ab­schluss von In­te­grier­ten Ver­sor­gungs­verträgen zwi­schen dem Be­rufs­ver­band Hei­leu­ryth­mie e.V. und den ge­setz­li­chen Kran­ken­kas­sen.

In den für die Streit­jahre 1999 bis 2003 so­wie 2005 bis 2006 ab­ge­ge­be­nen Um­satz­steu­er­erklärun­gen er­fasste der Kläger die als Hei­leu­ryth­mist er­brach­ten Leis­tun­gen nicht, da es sich sei­ner An­sicht nach um nach § 4 Nr. 14 UStG 1999/2005 steu­er­freie Leis­tun­gen han­delte. Das Fi­nanz­amt war al­ler­dings der An­sicht, dass die Vor­aus­set­zun­gen der Steu­er­be­frei­ung we­gen feh­len­der Kas­sen­zu­las­sung des Klägers und we­gen feh­len­der Auf­nahme der Hei­leu­ryth­mie in den Leis­tungs­ka­ta­log der ge­setz­li­chen Kran­ken­kas­sen nicht vorlägen.

Das FG gab der Klage nur we­gen der Um­satz­steuer 2006 statt und wies die Klage im Übri­gen ab. Die Klage sei we­gen der Um­satz­steuer 2006 begründet, weil die Leis­tun­gen des Klägers als Re­gel­leis­tun­gen i.S.d. BFH-Ur­teils vom 11.11.2004 (Az.: V R 34/02) vergütet wor­den seien. Maßgeb­lich hierfür seien der ver­bind­li­che Ab­schluss von In­te­grier­ten Ver­sor­gungs­verträgen und die Mit­glied­schaft des Klägers im Be­rufs­ver­band. Das Fi­nanz­amt hielt da­ge­gen, das FG habe die Steu­er­frei­heit der Leis­tun­gen des Klägers in 2006 zu Un­recht be­jaht, da In­te­grierte Ver­sor­gungs­verträge keine ein­heit­li­che und ver­bind­li­che Re­ge­lung der Kos­tenüber­nahme durch alle ge­setz­li­chen Kran­ken­kas­sen ent­hiel­ten.

Die Re­vi­sion des Klägers blieb er­folg­los. Auf die Re­vi­sion des Fi­nanz­am­tes hob der BFH das Ur­teil auf und wies die Sa­che zur er­neu­ten Ver­hand­lung und Ent­schei­dung an das FG zurück.

Die Gründe:
Das FG hatte die Steu­er­frei­heit der hei­leu­ryth­mi­schen Leis­tun­gen des Klägers für die Streit­jahre 1999 bis 2003 und 2005 zu Recht ver­neint.

We­der der Kläger selbst noch die Be­rufs­gruppe der Hei­leu­ryth­mis­ten war in den Streit­jah­ren als Leis­tungs­er­brin­ger von den ge­setz­li­chen Kran­ken­kas­sen nach § 124 SGB V zu­ge­las­sen. Selbst in den ak­tu­el­len Emp­feh­lun­gen des Spit­zen­ver­ban­des der ge­setz­li­chen Kran­ken­ver­si­che­rung zur ein­heit­li­chen An­wen­dung der Zu­las­sungs­be­din­gun­gen vom 18.10.2010 wa­ren die Hei­leu­ryth­mis­ten we­der bei den zu­las­sungsfähi­gen noch bei den nicht zu­las­sungsfähi­gen Be­rufs­grup­pen ge­nannt. Zum Nach­weis der bei richt­li­ni­en­kon­for­mer Aus­le­gung von § 4 Nr. 14 UStG er­for­der­li­chen Be­rufs­qua­li­fi­ka­tion aus ei­ner "re­gelmäßigen" Kos­ten­tra­gung durch So­zi­al­ver­si­che­rungsträger genügt es auch nicht, dass - wie hier - le­dig­lich ein­zelne ge­setz­li­che Kran­ken­kas­sen in ih­rer Sat­zung eine Kos­ten­tra­gung für Leis­tun­gen der Hei­leu­ryth­mie vor­sa­hen.

Der Befähi­gungs­nach­weis kann sich al­ler­dings auch aus dem Ab­schluss ei­nes In­te­grier­ten Ver­sor­gungs­ver­trags nach §§ 140a ff. SGB V zwi­schen dem Be­rufs­ver­band des Leis­tungs­er­brin­gers und den ge­setz­li­chen Kran­ken­kas­sen er­ge­ben. Dies setzt vor­aus, dass der Leis­tungs­er­brin­ger Mit­glied des Be­rufs­ver­bands ist, der In­te­grierte Ver­sor­gungs­ver­trag Qua­li­fi­ka­ti­ons­an­for­de­run­gen für die Leis­tungs­er­brin­ger auf­stellt und der Leis­tungs­er­brin­ger diese An­for­de­run­gen auch erfüllt. In­fol­ge­des­sen kam hier zwar für das Streit­jahr 2006 eine Steu­er­frei­heit der hei­leu­ryth­mi­schen Leis­tun­gen nach § 4 Nr. 14 UStG in Be­tracht. Der Se­nat konnte hierüber aber nicht ab­schließend ent­schei­den, da Fest­stel­lun­gen dazu fehl­ten, ob und ggf. ab wel­chem Zeit­punkt dem Kläger die Teil­nah­me­be­rech­ti­gung an den In­te­grier­ten Ver­sor­gungs­verträgen von sei­nem Be­rufs­ver­band er­teilt wurde.

Link­hin­weis:
  • Der Voll­text der Ent­schei­dung ist auf der Home­page des BFH veröff­ent­licht.
  • Um di­rekt zum Voll­text zu ge­lan­gen, kli­cken Sie bitte hier.
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