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BFH: Zulassung zur Revision: Erbringen Hygienefachkrankenpfleger umsatzsteuerfreie Leistungen?

Urteil des FG Münster vom 13.12.2011 - 15 K 4458/08 U

Das FG Müns­ter hatte ent­schie­den, dass ein selbstständi­ger Hy­gie­ne­fach­kran­ken­pfle­ger ge­genüber Kran­kenhäusern und Al­ten­hei­men steu­er­freie Heil­be­hand­lungs­leis­tun­gen er­bringt. Ge­gen die­ses Ur­teil hat der BFH nun die Re­vi­sion zu­ge­las­sen.

Der Sach­ver­halt:
Der Kläger ist Fach­kran­ken­pfle­ger für Kran­ken­haus­hy­giene. Im Rah­men die­ser Tätig­keit berät er ins­be­son­dere Kran­kenhäuser und Al­ten­heime, er­stellt Hy­gie­ne­kon­zepte und -pläne und führt Fort­bil­dungs­ver­an­stal­tun­gen durch. Das Fi­nanz­amt be­han­delte die Leis­tun­gen als um­satz­steu­er­pflich­tig, während der Kläger die Steu­er­frei­heit sei­ner Tätig­kei­ten als Heil­be­hand­lun­gen be­an­spruchte.

Der Kläger wies dar­auf hin, dass der BFH habe mit Ur­teil vom 6.8.2006 (Az.: XI R 64/05) ent­schie­den, dass die Tätig­kei­ten ei­ner Hy­gie­ne­fach­kraft und die Tätig­keit ei­nes Kran­ken­gym­nas­ten ein­an­der ähn­lich seien. Da­nach wirke ein Hy­giene-Fach­kran­ken­pfle­ger daran mit, in Kran­kenhäusern die Hy­giene durch Maßnah­men zur Er­ken­nung, Verhütung und Bekämp­fung von Kran­ken­haus­in­fek­tio­nen zu ver­bes­sern. Die Tätig­keit sei dar­auf ge­rich­tet, den Heil­er­folg si­cher­zu­stel­len und da­mit für die Pa­ti­en­ten ebenso be­deut­sam wie die Tätig­keit ei­nes Kran­ken­pfle­gers. Auch aus der Wei­ter­bil­dungs- und Prüfungs­ver­ord­nung für Hy­gie­ne­fachkräfte er­gebe sich, dass die Tätig­kei­ten dar­auf aus­ge­rich­tet seien, den Heil­er­folg si­cher­zu­stel­len.

Das FG gab der Klage statt und ließ die Re­vi­sion nicht zu. Auf die Nicht­zu­las­sungs­be­schwerde des Fi­nanz­am­tes hat der BFH nun die Re­vi­sion in der Sa­che zu­ge­las­sen. Das Ver­fah­ren ist beim BFH un­ter dem Az. XI R 11/13 anhängig.

Die Gründe:
Die vom Kläger ge­genüber Kran­kenhäusern so­wie Al­ten- und Pfle­ge­hei­men er­brach­ten strei­ti­gen Leis­tun­gen sind nach § 4 Nr. 14 S. 1 UStG um­satz­steu­er­frei.

Der Kläger hatte mit den ge­genüber Kran­kenhäusern und Al­ten/Pfle­ge­hei­men er­brach­ten Leis­tun­gen Heil­be­hand­lun­gen im Be­reich der Hu­man­me­di­zin durch arztähn­li­che Leis­tun­gen er­bracht. In­so­fern war der BFH-Recht­spre­chung (Urt. v. 18.8.2011, Az.: V R 27/10) zu fol­gen, wo­nach in­fek­ti­ons­hy­gie­ni­sche Leis­tun­gen ei­nes Arz­tes, die die­ser für an­dere Ärzte und Kran­kenhäuser er­bringt, da­mit diese ihre Heil­be­hand­lungs­leis­tun­gen ord­nungs­gemäß un­ter Be­ach­tung der für sie be­ste­hen­den ge­setz­li­chen Ver­pflich­tun­gen er­brin­gen, als Heil­be­hand­lungs­leis­tung nach § 4 Nr. 14 UStG steu­er­frei sind. Zwar war der Kläger kein Arzt, son­dern Fach­kran­ken­pfle­ger für Kran­ken­haus­hy­giene. Al­ler­dings ist die Tätig­keit ei­nes Kran­ken­pfle­gers/Fach­kran­ken­pfle­gers für Kran­ken­haus­hy­giene laut BFH-Recht­spre­chung eine ähn­li­che heil­be­ruf­li­che Tätig­keit i.S.v. § 4 Nr. 14 UStG.

Da auch Al­ten­heime der in­fek­ti­ons­hy­gie­ni­schen Über­wa­chung un­ter­lie­gen, er­streckte sich die Steu­er­be­frei­ung auch auf die­sen Tätig­keits­be­reich des Klägers. Der Steu­er­frei­heit stand nicht ent­ge­gen, dass er seine Leis­tun­gen ge­genüber ei­ner La­bor­pra­xis und ge­genüber Ärz­ten und Kran­kenhäusern, nicht aber "un­mit­tel­bar ge­genüber Pa­ti­en­ten" er­bracht hatte. Schließlich kommt es für die Steu­er­frei­heit nicht auf die Per­son des Leis­tungs­empfängers an, da sich die per­so­nen­be­zo­gene Vor­aus­set­zung der Steu­er­frei­heit auf den Leis­ten­den be­zieht und die­ser Träger ei­nes ärzt­li­chen oder arztähn­li­chen Be­rufs sein muss. Ähn­lich ver­hielt es sich mit der Tat­sa­che, dass der Kläger be­ra­tend tätig war. Denn eine durch einen Arzt er­brachte Heil­be­hand­lungs­leis­tung liegt auch dann vor, wenn ein Arzt einen Pa­ti­en­ten in ge­sund­heit­li­chen Fra­gen berät, ohne dass es dar­auf an­kommt, dass die­ser den ärzt­li­chen "Rat" be­folgt.

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