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BFH: Steuerberatungs- und Wirtschaftsprüfungs-GmbH & Co. KG erzielt gewerbliche Einkünfte

Urteil des BFH vom 10.10.2012 - VIII R 42/10

Eine Steu­er­be­ra­tungs- und Wirt­schaftsprüfungs-KG mit ei­ner GmbH als al­lei­ni­ger Kom­ple­mentärin er­zielt in der Re­gel Einkünfte aus Ge­wer­be­be­trieb. Dies gilt auch in Fällen, in de­nen die GmbH le­dig­lich eine Haf­tungs­vergütung erhält und am Vermögen und Ge­winn der KG nicht be­tei­ligt ist.

Der Sach­ver­halt:
Nach­dem durch Ände­rung des StBerG und der WPO die recht­li­chen Vor­aus­set­zun­gen ge­schaf­fen wor­den wa­ren, fir­mierte die Kläge­rin ihre Wirt­schaftsprüfungs- und Steu­er­be­ra­tungs­ge­sell­schaft ab 2008 in der Rechts­form ei­ner GmbH & Co. KG. Die Ge­sell­schaf­ter­struk­tur änderte sich in­so­weit, als die bis­lang persönlich haf­ten­den Ge­sell­schaf­ter in die Rechts­stel­lung ei­nes Kom­man­di­tis­ten wech­sel­ten, während die GmbH als persönlich haf­tende Ge­sell­schaf­te­rin ein­trat. Die GmbH er­hielt le­dig­lich eine Haf­tungs­vergütung und war nicht am Vermögen und Ge­winn der KG be­tei­ligt.

Das Fi­nanz­amt be­ur­teilte die Tätig­keit der Kläge­rin im Hin­blick dar­auf, dass seit 2008 eine Ka­pi­tal­ge­sell­schaft persönlich haf­tende Ge­sell­schaf­te­rin der Kläge­rin ist, ab 2008 als ge­werb­lich. Die Kläge­rin war hin­ge­gen der An­sicht, sie sei nach der Art ih­rer Tätig­keit wie in den Jah­ren zu­vor auch im Streit­jahr frei­be­ruf­lich tätig ge­we­sen. Ihre Tätig­keit sei we­der ge­werb­lich geprägt noch werde sie durch Abfärbung auf­grund teil­wei­ser ge­werb­li­cher Tätig­keit oder auf­grund mit­un­ter­neh­me­ri­scher Be­tei­li­gung ei­ner be­rufs­frem­den Per­son in eine ge­werb­li­che Tätig­keit um­qua­li­fi­ziert.

Das FG wies die Klage ab. Auch die Re­vi­sion der Kläge­rin vor dem BFH blieb ohne Er­folg.

Die Gründe:
Da die GmbH hier Mit­un­ter­neh­me­rin der Kläge­rin und selbst ge­werb­lich und nicht frei­be­ruf­lich tätig war, wurde auch die Kläge­rin ins­ge­samt ge­wer­be­steu­er­pflich­tig.

Nach ständi­ger BFH-Recht­spre­chung ent­fal­tet eine Per­so­nen­ge­sell­schaft nur dann eine Tätig­keit, die die Ausübung ei­nes freien Be­rufs i.S.v. § 18 EStG dar­stellt, wenn sämt­li­che Ge­sell­schaf­ter die Merk­male ei­nes freien Be­rufs erfüllen, denn die tat­be­stand­li­chen Vor­aus­set­zun­gen der Frei­be­ruf­lich­keit können nicht von der Per­so­nen­ge­sell­schaft selbst, son­dern nur von natürli­chen Per­so­nen erfüllt wer­den. Das Han­deln der Ge­sell­schaf­ter in ih­rer ge­samthände­ri­schen Ver­bun­den­heit und da­mit das Han­deln der Ge­sell­schaft darf kein Ele­ment ei­ner nicht frei­be­ruf­li­chen Tätig­keit ent­hal­ten. Das be­deu­tet, dass je­der Ge­sell­schaf­ter als Steu­er­pflich­ti­ger die Haupt­merk­male des freien Be­rufs in ei­ge­ner Per­son po­si­tiv erfüllen muss. Erfüllt auch nur ei­ner der Ge­sell­schaf­ter diese Vor­aus­set­zun­gen nicht, so er­zie­len alle Ge­sell­schaf­ter Einkünfte aus Ge­wer­be­be­trieb nach § 15 Abs. 1 Nr. 2 EStG.

Eine GmbH er­zielt gem. § 8 Abs. 2 KStG in vol­lem Um­fang Einkünfte aus Ge­wer­be­be­trieb. Sie kann da­her keine frei­be­ruf­li­chen Einkünfte be­zie­hen, selbst wenn sie durch ihre Or­gane, ins­be­son­dere durch ihre Ge­schäftsführer, der Art nach aus­schließlich frei­be­ruf­lich tätig ist und so­wohl diese als auch sämt­li­che Ge­sell­schaf­ter die persönli­che Qua­li­fi­ka­tion für eine frei­be­ruf­li­che Tätig­keit be­sit­zen. Ein­kom­men­steuer- und ge­wer­be­steu­er­recht­lich ist eine GmbH des­halb bei der Qua­li­fi­ka­tion der Tätig­keit ei­ner Per­so­nen­ge­sell­schaft als "be­rufs­fremde Per­son" zu wer­ten.

Das FG war auch zu Recht von ei­ner Mit­un­ter­neh­mer­stel­lung der GmbH aus­ge­gan­gen. Die GmbH be­sitzt Mit­un­ter­neh­mer­in­itia­tive, auch wenn diese auf­grund der ver­trag­li­chen Ge­stal­tun­gen nur schwach aus­geprägt war. Denn sie war zu­min­dest Ver­tre­te­rin der Kläge­rin. Nach BGH-Recht­spre­chung kann dem ein­zi­gen persönlich haf­ten­den Ge­sell­schaf­ter ei­ner Kom­man­dit­ge­sell­schaft zwar die Ge­schäftsführungs­be­fug­nis, nicht aber die Ver­tre­tungs­be­fug­nis ent­zo­gen wer­den. Darüber hin­aus hatte die GmbH die Möglich­keit zur Ausübung von Ge­sell­schafts­rech­ten, die den in § 716 Abs. 1 BGB ge­re­gel­ten Kon­troll­rech­ten bzw. den Rech­ten, die einem Kom­man­di­tis­ten nach dem HGB zu­ste­hen, an­genähert sind. Letzt­lich war auch ein Mit­un­ter­neh­mer­ri­siko der GmbH zu be­ja­hen und selbst die Ent­wick­lungs­ge­schichte des § 50 StBerG sprach dafür, dass die Kläge­rin ge­wer­be­steu­er­pflich­tig ist.

Link­hin­weis:
  • Der Voll­text der Ent­schei­dung ist auf der Home­page des BFH veröff­ent­licht.
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