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BFH: Keine Minderung der als Bezüge anzusetzenden Ehegatten-Unterhaltsleistungen wegen Versicherungsaufwendungen

Urteil des BFH vom 23.11.2011 - III R 76/09

Die als Bezüge i.S.v. § 32 Abs. 4 S. 2 EStG an­zu­set­zen­den Un­ter­halts­leis­tun­gen, die ein ver­hei­ra­te­tes Kind von sei­nem Ehe­gat­ten erhält, sind nicht des­halb zu min­dern, weil der Ehe­gatte Auf­wen­dun­gen für die Ver­si­che­rung ei­nes be­ruf­lich benötig­ten Pkw ge­tra­gen hat. Glei­ches gilt für die Auf­wen­dun­gen für eine sog. Un­fall-Prämi­enrück­gewähr-Ver­si­che­rung.

Der Sach­ver­halt:
Die Kläge­rin be­zog zunächst Kin­der­geld für ihre ver­hei­ra­tete, im Jahr 1980 ge­bo­rene Toch­ter (T), die ein Stu­dium ab­sol­vierte. T und ihr Ehe­mann (E) ha­ben eine ge­mein­same Toch­ter. Die be­klagte Fa­mi­li­en­kasse war der An­sicht, die Einkünfte und Bezüge von T hätten im Jahr 2005 den Jah­res­grenz­be­trag von 7.680 € nach § 32 Abs. 4 S. 2 EStG 2005 über­schrit­ten und hob des­halb im No­vem­ber 2006 die Fest­set­zung für das Jahr 2005 auf. Sie er­rech­nete als Bezüge an­zu­set­zende Un­ter­halts­leis­tun­gen des E an T i.H.v. 6.320 €. Hinzu ka­men wei­tere Bezüge der T von 1.608 €, so dass sich nach der Be­rech­nung der Fa­mi­li­en­kasse ein Be­trag von 7.928 € er­gab.

Die Kläge­rin ist der An­sicht, die als Bezüge der T an­zu­set­zen­den Un­ter­halts­leis­tun­gen seien auf­grund zusätz­lich gel­tend ge­mach­ter Auf­wen­dun­gen des E her­ab­zu­set­zen. Dies be­trifft Auf­wen­dun­gen für eine Kfz-Haft­pflicht­ver­si­che­rung von 413 € und für eine sog. Un­fall-Prämi­enrück­gewähr-Ver­si­che­rung von 652 €. Zu­dem sei die von E ge­tra­gene Lohn­steuer i.H.v. 242 € ab­zu­zie­hen, da E in Höhe die­ses Be­tra­ges kei­nen Un­ter­halt habe zah­len können. Bei ei­ner Berück­sich­ti­gung die­ser Auf­wen­dun­gen ergäben sich Bezüge un­ter­halb des Jah­res­grenz­be­trags von 7.680 €.

Das FG wies die ge­gen den Auf­he­bungs­be­scheid ge­rich­tete Klage ab. Die Re­vi­sion der Kläge­rin hatte vor dem BFH kei­nen Er­folg.

Die Gründe:
Die Kläge­rin hat für T im strei­ti­gen Zeit­raum kei­nen An­spruch auf Kin­der­geld.

Vor­aus­set­zung für die Kin­der­geld­gewährung ist nach § 32 Abs. 4 S. 2 EStG u.a., dass die Einkünfte und Bezüge des Kin­des den für das Jahr 2005 maßgeb­li­chen Jah­res­grenz­be­trag von 7.680 € nicht über­schrei­ten. Ist das Kind, für das Kin­der­geld be­an­sprucht wird, be­reits ver­hei­ra­tet, so be­steht we­gen der ge­setz­li­chen Un­ter­halts­pflicht des Ehe­part­ners (§ 1608 S. 1 BGB i.V.m. §§ 1360, 1360a BGB) eine Un­ter­halts­pflicht der El­tern ge­genüber ih­rem ver­hei­ra­te­ten Kind nur dann, wenn die ei­ge­nen Einkünfte und Bezüge des Kin­des ein­schließlich der Un­ter­halts­leis­tun­gen des Ehe­part­ners den Jah­res­grenz­be­trag des § 32 Abs. 4 S. 2 EStG nicht über­schrei­ten (sog. Man­gel­fall).

Im Streit­fall sind die als Bezüge an­zu­set­zen­den Un­ter­halts­leis­tun­gen des E an T ent­ge­gen der Rechts­an­sicht der Kläge­rin nicht des­halb zu kürzen, weil E we­gen der Auf­wen­dun­gen für eine Kfz-Haft­pflicht­ver­si­che­rung von 413 € und für eine Un­fall-Prämi­enrück­gewähr-Ver­si­che­rung von 652 € nur zu einem ver­min­der­ten Un­ter­halt in der Lage ge­we­sen sei. Die Auf­wen­dun­gen für die Kfz-Haft­pflicht­ver­si­che­rung gehören zum Fa­mi­li­en­un­ter­halt. Der Um­stand, dass der un­ter­halts­ver­pflich­tete Ehe­gatte den Pkw (auch) aus be­ruf­li­chen Gründen benötigt, ändert hieran nichts. So­weit der Pkw im Rah­men der Einkünfte des E aus nicht­selbständi­ger Ar­beit ein­ge­setzt wurde und hierfür Wer­bungs­kos­ten an­fie­len, kommt eine bezüge­min­dernde Berück­sich­ti­gung oh­ne­hin nicht in Be­tracht.

Auch die Auf­wen­dun­gen für die sog. Un­fall-Prämi­enrück­gewähr-Ver­si­che­rung min­dern nicht die Un­ter­halts­leis­tun­gen des E. Bei die­ser Ver­si­che­rung han­delt es sich um eine Kom­bi­na­tion aus ei­ner Un­fall- und ei­ner Le­bens­ver­si­che­rung. Auch wenn al­lein Ri­si­ken des E ver­si­chert ge­we­sen sein soll­ten, han­delte es sich den­noch im wei­te­ren Sinne um Auf­wen­dun­gen für den Fa­mi­li­en­un­ter­halt, da die Fa­mi­lie ge­gen die fi­nan­zi­el­len Fol­gen ei­nes Un­falls oder Ver­ster­bens des E ab­ge­si­chert wer­den sollte. Ohne Berück­sich­ti­gung der Ver­si­che­rungs­auf­wen­dun­gen lie­gen die Einkünfte und Bezüge von T über dem Jah­res­grenz­be­trag nach § 32 Abs. 4 S. 2 EStG von 7.680 €.

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