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Auswirkungen der US-Steuerreform auf die amerikanische Wirtschaft

Zum Jah­res­be­ginn trat der „Tax Cut and Jobs Act“ in Kraft. Wir ha­ben Mi­chael C. Smith, Tax Di­rec­tor bei un­se­rem Ne­xia-Part­ner­un­ter­neh­men Clif­ton­Lar­so­nAl­len LLP in Char­lotte, USA, ge­fragt, wie sich diese auf die ame­ri­ka­ni­sche Wirt­schaft bis­lang aus­ge­wirkt hat und wel­che wei­te­ren Ent­wick­lun­gen zu er­war­ten sind.

Zum Jah­res­be­ginn trat der „Tax Cut and Jobs Act“ in Kraft. US-Präsi­dent Do­nald Trump hat da­mit eine Viel­zahl sei­ner Wahl­kampf­ver­spre­chen zu steu­er­li­chen Ände­run­gen in die Tat um­ge­setzt. Wir ha­ben Mi­chael C. Smith, Tax Di­rec­tor bei un­se­rem Ne­xia-Part­ner­un­ter­neh­men Clif­ton­Lar­so­nAl­len LLP in Char­lotte, USA, ge­fragt, wie sich diese auf die ame­ri­ka­ni­sche Wirt­schaft bis­lang aus­ge­wirkt hat und wel­che wei­te­ren Ent­wick­lun­gen aus sei­ner Sicht zu er­war­ten sind.

Michael C. Smith, Tax Director bei CliftonLarsonAllen LLP © Michael C. Smith, Tax Director bei CliftonLarsonAllen LLP

Die US-Tax-Re­form ist am 1.1.2018 in Kraft ge­tre­ten. Der Körper­schaft­steu­er­satz wurde deut­lich re­du­ziert und ei­nige Steu­er­begüns­ti­gun­gen für Un­ter­neh­men ge­schaf­fen. Hat die US-Re­gie­rung da­mit den in­ter­na­tio­na­len Steu­er­wett­be­werb er­neut eröff­net?

Die jüngs­ten Schlag­zei­len über das Ge­ran­gel der Trump Re­gie­rung mit Me­xiko we­gen der Neu­ver­hand­lung von NAFTA und mit China über Vorwürfe der Währungs­ma­ni­pu­la­tion las­sen viele glau­ben, der Präsi­dent wolle einen welt­wei­ten Han­dels­krieg ent­fa­chen. Ob­wohl die tie­fe­ren Be­weggründe von Herrn Trump un­klar sind, ist das ge­mein­hin ver­stan­dene Ziel der jüngs­ten Re­form der Körper­schaft­steuer we­ni­ger der Be­ginn ei­nes Han­dels­kriegs als viel­mehr die An­pas­sung der ame­ri­ka­ni­schen Körper­schaft­steu­ersätze an welt­weit übli­che Durch­schnitts­werte. Vor dem Re­form­ge­setz war der ame­ri­ka­ni­sche Körper­schaft­steu­er­satz ei­ner der welt­weit höchs­ten Sätze. Das neue Steu­er­ge­setz senkt den Körper­schaft­steu­er­satz auf 21 %, was laut ei­ner Stu­die, die die Tax Foun­da­tion im Jahr 2017 durch­geführt hat, na­hezu dem welt­wei­ten Durch­schnitt der ge­setz­li­chen Körper­schaft­steuer ent­spricht. Un­abhängig von der Min­de­rung des Steu­er­sat­zes enthält das Steu­er­ge­setz je­doch An­reize dafür, In­ves­ti­tio­nen in den Ver­ei­nig­ten Staa­ten zu täti­gen und Ab­schre­ckungs­mit­tel da­vor, geis­ti­ges Ei­gen­tum im Aus­land zu hal­ten und Ge­winne dort zu be­hal­ten. Es ist zu er­war­ten, dass die Eu­ropäische Union diese Vor­teile in den kom­men­den Mo­na­ten und Jah­ren durch die World Trade Or­ga­niza­tion(WTO) an­fech­ten wird.

Durch die US-Steu­er­re­form boomt die ame­ri­ka­ni­sche Wirt­schaft. Wel­che Bran­chen pro­fi­tie­ren in be­son­de­rem Maße?

Durch eine Kom­bi­na­tion von Steu­er­vor­tei­len für Rückführun­gen, dem nied­ri­gen Körper­schaft­steu­er­satz und An­rei­zen für In­lands­in­ves­ti­tio­nen macht das neue Steu­er­ge­setz die Vermögens­bil­dung in den Ver­ei­nig­ten Staa­ten deut­lich at­trak­ti­ver. Ob­wohl es mögli­cher­weise zu früh ist, um Ge­win­ner und Ver­lie­rer zu iden­ti­fi­zie­ren, gibt es doch schon Zei­chen, dass die Fer­ti­gungs­in­dus­trie, der Berg­bau und die En­er­gie­bran­che in den Ver­ei­nig­ten Staa­ten ein ge­sun­des Wachs­tum auf­wei­sen. Bei einem von Bran­chen los­gelösten Blick­win­kel wer­den große, börsen­no­tierte Un­ter­neh­men mit er­heb­li­chen Aus­land­serträgen wohl am meis­ten von den neuen Steu­er­ge­set­zen pro­fi­tie­ren.

Pro­fi­tiert der US-Bin­nen­markt stärker oder sind ex­port­ori­en­tierte Un­ter­neh­men mehr begüns­tigt?

Beide, viel­leicht mit einem leich­ten Vor­teil für ex­port­ori­en­tierte Un­ter­neh­men. Das Haupt­ziel des neuen Steu­er­ge­set­zes be­steht darin, US-Ge­sell­schaf­ten dazu an­zu­re­gen, im Aus­land er­zielte Erträge in den Ver­ei­nig­ten Staa­ten wie­der zu in­ves­tie­ren. Das Ge­setz sieht eine ob­li­ga­to­ri­sche Be­steue­rung noch nicht rück­geführ­ter ausländi­scher Erträge von US-Ge­sell­schaf­ten mit Steu­ersätzen von 8 % bis 15,5 % vor - dies stellt eine we­sent­li­che Ver­rin­ge­rung von dem bis 2017 gülti­gen re­gulären Körper­schaft­steu­er­satz von 35 % dar. Tatsäch­lich ha­ben viele US-Ge­sell­schaf­ten an­gekündigt, Mil­li­ar­den von US Dol­lar zurückführen und in den US-Märk­ten neu in­ves­tie­ren zu wol­len. Es gibt zu­dem Steu­er­an­reize in Form von be­schleu­nig­ten Ab­schrei­bun­gen für US-Ge­sell­schaf­ten, die in be­stimmte Ar­ten von Grundstücken, be­trieb­li­chen An­la­gen und Aus­stat­tun­gen in den USA in­ves­tie­ren. Dazu kom­men be­son­dere Steu­er­vergüns­ti­gun­gen für US-Ge­sell­schaf­ten, die an ausländi­sche Kun­den Grund­ei­gen­tum ver­kau­fen oder für diese Dienst­leis­tun­gen er­brin­gen (sog. „for­eign-de­ri­ved in­tan­gi­ble in­come de­duc­tion“). Diese An­reize, kom­bi­niert mit dem ver­min­der­ten Körper­schaft­steu­er­satz von 21 %, sol­len US-Ge­sell­schaf­ten dazu an­re­gen, ihre Ge­schäftstätig­keit im In­land zu er­wei­tern, und in den USA vor­kom­mende Res­sour­cen verstärkt dazu ein­set­zen, da­mit Güter und Dienst­leis­tun­gen ex­por­tiert wer­den.

Wie wirkt sich die US-Steu­er­re­form auf ausländi­sche Un­ter­neh­men aus, die in den USA in­ves­tiert ha­ben?

Mul­ti­na­tio­nale Kon­zerne, die in den Ver­ei­nig­ten Staa­ten in­ves­tie­ren, wer­den vom ge­rin­ge­ren Körper­schaft­steu­er­satz so­wie den steu­er­li­chen An­rei­zen, wie ge­rade dar­ge­stellt, ver­bun­den mit der Re­inves­ti­tion der Steu­er­er­spar­nisse in US-Grund­ei­gen­tum, be­trieb­li­che An­la­gen und Aus­stat­tun­gen so­wie Ar­beit­neh­mer pro­fi­tie­ren.

Das neue Steu­er­ge­setz enthält eine Be­stim­mung bezüglich der Aushöhlung der Be­steue­rungs­grund­lage und Bekämp­fung von Miss­brauch (sog. „Base Ero­sion and Anti-Abuse Tax“, kurz „BEAT“) zur Min­dest­be­steue­rung be­stimm­ter Zah­lun­gen von US-Ge­sell­schaf­ten an ausländi­sche na­he­ste­hende Un­ter­neh­men. Zweck der BEAT-Vor­schrift ist es, die Ver­la­ge­rung von steu­er­ba­ren Erträgen aus den Ver­ei­nig­ten Staa­ten her­aus zu ver­hin­dern, mit ei­ner Aus­nah­me­re­ge­lung für Aus­ga­ben für den Wa­ren­ein­kauf. Eine ähn­li­che Re­ge­lung be­steht für US-Ge­sell­schaf­ten, die Zins- und Li­zenz­zah­lun­gen an na­he­ste­hende Un­ter­neh­men leis­ten, die un­ter die De­fi­ni­tion ei­ner Hy­bridge­sell­schaft oder ei­ner Hy­bridtrans­ak­tion fal­len.

Hat sich durch die Re­form schon ein Zu­wachs an ausländi­schen In­ves­ti­tio­nen in den USA er­ge­ben?

Wir war­ten auf ak­tua­li­sierte Sta­tis­ti­ken zu den Aus­lands­di­rekt­in­ves­ti­tio­nen des U.S. Bu­reau of Eco­no­mic Ana­ly­sis und können diese Frage im Mo­ment nicht im De­tail be­ant­wor­ten. Eine Stu­die, die im Fe­bruar 2018 von ei­ner Or­ga­ni­sa­tion durch­geführt wurde, hat vor­aus­be­rech­net, dass die Steu­er­vergüns­ti­gung für Rückführun­gen „einen großen Ein­bruch bei den Aus­lands­di­rekt­in­ves­ti­tio­nen durch die Ver­ei­nig­ten Staa­ten von ge­genwärtig 6,4 Bil­lio­nen US-Dol­lar zu mögli­cher­weise nur noch 4,5 Bil­lio­nen US-Dol­lar, mit ent­ge­gen­ge­setz­ten Kon­se­quen­zen für zu­ge­flos­sene Aus­lands­di­rekt­in­ves­ti­tio­nen in den In­ves­ti­ti­ons­staa­ten be­wir­ken könn­ten“. An­ders aus­gedrückt ist da­von aus­zu­ge­hen, dass In­ves­to­ren ihre Port­fo­lios durch die In­ves­ti­tion von zusätz­li­chen 2 Bil­lio­nen US-Dol­lar in den USA an­pas­sen wer­den.

Be­wirkt die Steu­er­re­form einen dau­er­haf­ten wirt­schaft­li­chen Auf­schwung oder han­delt es sich eher um eine kurz an­dau­ernde Ent­wick­lung?

Auf der Grund­lage ei­ner kürz­lich durch­geführ­ten Stu­die des Con­gres­sio­nal Bud­get Of­fice ist da­von aus­zu­ge­hen, dass der Sti­mu­lus durch das neue Steu­er­ge­setz zu ei­ner Stei­ge­rung des rea­len BIP in den nächs­ten zwei Jah­ren beiträgt. In den Jah­ren 2018 und 2019 wird jetzt ein rea­les BIP-Wachs­tum von 3,0 % bzw. 2,9 % er­war­tet, ein Zu­wachs ver­gli­chen mit den 2,2 % bzw. 1,7 % gemäß der Pro­gnose des Con­gres­sio­nal Bud­get Of­fice vom Juni 2017. Wenn im nächs­ten Jahr­zehnt ein­zelne Be­stand­teile des Steu­er­ge­set­zes ab­lau­fen und das Staats­haus­halts­de­fi­zit an­steigt, wer­den die po­si­ti­ven Aus­wir­kun­gen der Steu­er­vergüns­ti­gun­gen auf das BIP-Wachs­tum schwin­den und ab 2020 wird das reale BIP-Wachs­tum vor­aus­sicht­lich auf 1,5 bis 1,8 % pro Jahr zurück­ge­hen.

Wirt­schafts­wachs­tum hat An­zie­hungs­kraft. Was ra­ten Sie Ausländern, die sich in den USA an­sie­deln wol­len?

Es ist wich­tig, den Pro­zess zur Be­an­tra­gung ei­nes Ein­wan­de­rungs­vi­sums frühzei­tig zu be­gin­nen. Als Be­stand­teil un­se­res Glo­bal Con­cierge An­ge­bots ar­bei­tet CLA lau­fend mit Anwälten für Ein­wan­de­rungs­recht zu­sam­men. Wir er­hal­ten hier das Feed­back, dass es einen har­ten Wett­be­werb für Visa, wie das H-1B Vi­sum, gibt, und die Ein­wan­de­rungs­po­li­tik der Ver­ei­nig­ten Staa­ten ist wei­ter­hin un­ter stren­ger Be­ob­ach­tung der Trump Re­gie­rung, was zu ge­rin­ge­ren Ein­wan­de­rungs­quo­ten oder einem lang­sa­me­ren An­trags­pro­zess bei der USCIS in Zu­kunft führen könnte.

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