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Typenbezeichnung eines Elektrohaushaltsgeräts ist wesentliches Merkmal der Ware

BGH 19.2.2014, I ZR 17/13

Die Ty­pen­be­zeich­nung ei­nes Elek­tro­haus­halts­geräts ist ein we­sent­li­ches Merk­mal der Ware i.S.v. § 5a Abs. 3 Nr. 1 UWG. Für die Be­ur­tei­lung der Frage, wel­che Merk­male als we­sent­lich i.S.d. Vor­schrift an­zu­se­hen sind, er­ge­ben sich Hin­weise aus dem Ka­ta­log in § 5 Abs. 1 S. 2 Nr. 1 UWG, in dem bei­spiel­haft we­sent­li­che Merk­male der Ware oder Dienst­leis­tung auf­gezählt sind, über die der Un­ter­neh­mer keine un­wah­ren oder sonst zur Täuschung ge­eig­ne­ten An­ga­ben ma­chen darf.

Der Sach­ver­halt:
Die Be­klagte ist ein mit Elek­tro­haus­halts­geräten han­deln­des Ein­zel­han­dels­un­ter­neh­men, das fünf Fachmärkte be­treibt. Im Ok­to­ber 2011 warb die Be­klagte in ei­ner im "Mit­tei­lungs­blatt R" er­schie­ne­nen Wer­be­an­zeige Kühl­schränke, Wasch­ma­schi­nen, Wäsche­trock­ner, Staub­sau­ger, Ein­bau­herde, Un­ter­bau- und Stand­ge­schirrspüler so­wie Kühl-/Ge­frier­kom­bi­na­tio­nen ver­schie­de­ner Mar­ken­her­stel­ler un­ter An­gabe des je­wei­li­gen Prei­ses so­wie Be­schrei­bung tech­ni­scher De­tails wie etwa der En­er­gie-Ef­fi­zi­enz-Klasse, der Füll­menge, der Schleu­der­rate, der Ab­mes­sun­gen so­wie wei­te­rer Aus­stat­tungs­merk­male.

Ty­pen­be­zeich­nun­gen wa­ren in die­ser nach­ste­hend wie­der­ge­ge­be­nen An­zeige ebenso we­nig an­ge­ge­ben wie in ei­ner ähn­lich ge­stal­te­ten Wer­be­an­zeige, in der die Be­klagte im De­zem­ber 2011 für ih­ren Fach­markt in Stutt­gart-Wan­gen im "Stadt­ma­ga­zin" Wasch­ma­schi­nen und Wäsche­trock­ner be­warb. Die Kläge­rin, die Zen­trale zur Bekämp­fung un­lau­te­ren Wett­be­werbs, hält diese Wer­be­an­zei­gen we­gen der feh­len­den An­gabe der Ty­pen­be­zeich­nun­gen der be­wor­be­nen Geräte für ir­reführend.

LG und OLG ga­ben der auf Un­ter­las­sung und Zah­lung von Ab­mahn­kos­ten ge­rich­te­ten Klage statt. Die Re­vi­sion der Be­klag­ten hatte vor dem BGH kei­nen Er­folg.

Die Gründe:
Die Ty­pen­be­zeich­nun­gen der in den be­an­stan­de­ten Wer­be­an­zei­gen be­wor­be­nen Elek­tro­haus­halts­geräte stel­len we­sent­li­che Merk­male die­ser Geräte dar, de­ren An­gabe die Be­klagte den mit ih­rer Wer­bung an­ge­spro­che­nen Ver­brau­chern nicht vor­ent­hal­ten durfte.

Nach § 5a Abs. 2 UWG han­delt un­lau­ter, wer die Ent­schei­dungsfähig­keit von Ver­brau­chern i.S.d. § 3 Abs. 2 UWG da­durch be­ein­flusst, dass er eine In­for­ma­tion vor­enthält, die im kon­kre­ten Fall we­sent­lich ist. Wer­den Wa­ren oder Dienst­leis­tun­gen un­ter Hin­weis auf ihre Merk­male und ih­ren Preis in ei­ner dem ver­wen­de­ten Kom­mu­ni­ka­ti­ons­mit­tel an­ge­mes­se­nen Weise so an­ge­bo­ten, dass ein durch­schnitt­li­cher Ver­brau­cher das Ge­schäft ab­schließen kann, gel­ten nach § 5a Abs. 3 Nr. 1 UWG alle we­sent­li­chen Merk­male der Ware oder Dienst­leis­tung in dem die­ser und dem ver­wen­de­ten Kom­mu­ni­ka­ti­ons­mit­tel an­ge­mes­se­nen Um­fang als we­sent­lich i.S.v. § 5a Abs. 2 UWG, so­fern sie sich nicht un­mit­tel­bar aus den Umständen er­ge­ben.

Die be­an­stan­dete Wer­bung der Be­klag­ten stellte ein An­ge­bot dar, das gem. § 5a Abs. 3 UWG einem durch­schnitt­li­chen Ver­brau­cher einen Ge­schäfts­ab­schluss ermöglichte, so dass in der Wer­bung auch alle i.S.v. § 5a Abs. 3 Nr. 1 UWG we­sent­li­chen Merk­male der Geräte in dem die­sen und dem ver­wen­de­ten Kom­mu­ni­ka­ti­ons­mit­tel an­ge­mes­se­nen Um­fang an­zu­ge­ben wa­ren. Die Frage, ob ein Merk­mal ei­ner in die­sem Sinne an­ge­bo­te­nen Ware we­sent­lich ist, ist we­der in § 5a Abs. 3 Nr. 1 UWG noch in Art. 7 Abs. 4 Buchst. a der Richt­li­nie 2005/29/EG auf­ge­lis­tet oder de­fi­niert. Für die Be­ur­tei­lung der Frage, wel­che Merk­male als we­sent­lich i.S.v. § 5a Abs. 3 Nr. 1 UWG an­zu­se­hen sind, er­ge­ben sich Hin­weise aus dem Ka­ta­log in § 5 Abs. 1 S. 2 Nr. 1 UWG, in dem bei­spiel­haft we­sent­li­che Merk­male der Ware oder Dienst­leis­tung auf­gezählt sind, über die der Un­ter­neh­mer keine un­wah­ren oder sonst zur Täuschung ge­eig­ne­ten An­ga­ben ma­chen darf.

Die Ty­pen­be­zeich­nung stellt in­so­weit ein we­sent­li­ches Merk­mal der in den be­an­stan­de­ten Wer­be­an­zei­gen der Be­klag­ten be­wor­be­nen Elek­tro­haus­halts­geräte dar. Die Re­vi­sion rügt ohne Er­folg, der vom OLG vor­ge­nom­me­nen Gleich­set­zung zwi­schen Ty­pen­be­zeich­nung und Iden­ti­fi­zier­bar­keit des Pro­dukts stehe schon ent­ge­gen, dass etwa für die Lo­gis­tik des Han­dels und den Er­satz­teil­be­darf ge­rade nicht die Ty­pen­be­zeich­nung, son­dern die In­dex­num­mer der Haus­halts­geräte das ent­schei­dende Iden­ti­fi­ka­ti­ons­mit­tel sei. Die Frage, ob bei ei­ner Auf­for­de­rung zum Kauf i.S.v. § 5a Abs. 3 UWG die da­nach er­for­der­li­chen An­ga­ben ge­macht wor­den sind, ist aus der Sicht der an­ge­spro­che­nen Ver­brau­cher zu be­ur­tei­len. Diese ori­en­tie­ren sich, so­weit sie in Be­zug auf Elek­tro­haus­halts­geräte ge­schäft­li­che Ent­schei­dun­gen tref­fen, nach der auch von der Re­vi­sion nicht in Zwei­fel ge­zo­ge­nen Be­ur­tei­lung des OLG nicht an für die Geräte ver­ge­be­nen In­dex­num­mern, son­dern an den Ty­pen­be­zeich­nun­gen der Geräte.

Ent­ge­gen der An­sicht der Re­vi­sion ist die Be­ur­tei­lung des OLG, die Ty­pen­be­zeich­nung ei­nes Elek­tro­haus­halts­geräts sei ein we­sent­li­ches Merk­mal der Ware i.S.v. § 5a Abs. 3 Nr. 1 UWG, auch nicht des­halb recht­lich ver­fehlt, weil die Ty­pen­be­zeich­nung als frei wähl­bare Phan­ta­sie­be­zeich­nung keine In­for­ma­tion be­reithält, die un­mit­tel­bar die Be­schaf­fen­heit des Pro­dukts be­trifft. Bei ei­ner Ty­pen­be­zeich­nung folgt der für die Merk­mals­ei­gen­schaft er­for­der­li­che Be­zug zum an­ge­bo­te­nen Pro­dukt dar­aus, dass die­ses als mit ihr in­di­vi­dua­li­sier­bar be­zeich­net wird; denn diese In­di­vi­dua­li­sie­rung ermöglicht es dem Ver­brau­cher, das Pro­dukt ge­nau zu iden­ti­fi­zie­ren und dar­auf auf­bau­end des­sen Ei­gen­schaf­ten und Preis mit den Ei­gen­schaf­ten und dem Preis kon­kur­rie­ren­der Pro­dukte und kon­kur­rie­ren­der An­ge­bote zu ver­glei­chen.

Link­hin­weis:

  • Der Voll­text der Ent­schei­dung ist auf den Web­sei­ten des BGH veröff­ent­licht.
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