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Steuerliche Berücksichtigung eines zwischen Eltern und studierendem Kind abgeschlossenen Darlehensvertrags

FG Düsseldorf 10.9.2014, 7 K 1257/14 E

Kann ein zwi­schen El­tern und stu­die­ren­dem Kind ab­ge­schlos­se­ner Dar­le­hens­ver­trag steu­er­lich nicht an­er­kannt wer­den, dann führt die Rück­zah­lungs­ver­pflich­tung auch nicht zu einem vom ei­ge­nen Vermögen des Kin­des ab­zugsfähi­gen Schuld­pos­ten.

Der Sach­ver­halt:
Die Kläger mach­ten in der Ein­kom­men­steu­er­erklärung 2011 Un­ter­halts­auf­wen­dun­gen für den 1983 ge­bo­rene Sohn A i.H.v. 11.400 € gel­tend, wo­von 13.338 € als ab­zugsfähi­ger Auf­wand be­an­tragt wur­den. Die ei­ge­nen Einkünfte und Bezüge la­gen für A bei 3.216 €. Im Ein­spruchs­ver­fah­ren ge­gen den  Ein­kom­men­steu­er­be­scheid 2011, in dem Un­terstützungs­leis­tun­gen von 12.512 € berück­sich­tigt wur­den, über­sand­ten die Kläger Be­schei­ni­gun­gen über die Zins­erträge von A in 2011. Sie teil­ten mit, das Vermögen von A be­trage 25.410 €, wo­von rd. 17.000 € Schul­den ab­zu­zie­hen seien. In­so­weit be­zo­gen sie sich auf ein Schrei­ben der Kläger aus Ok­to­ber 2008 an A mit fol­gen­dem In­halt, das von den Klägern un­ter­zeich­net war und den Zu­satz "Zur Kennt­nis ge­nom­men" mit Un­ter­schrift des Soh­nes trug:

"Lie­ber A,
nach lan­ger War­te­zeit hast du end­lich den erwünsch­ten Stu­di­en­platz in Me­di­zin be­kom­men. Dazu gra­tu­lie­ren wir Dir herz­lich. Wir ha­ben uns ent­schlos­sen, Dich im Rah­men un­se­rer fi­nan­zi­el­len Möglich­kei­ten mit ei­ner Summe von 700 € mtl. zu un­terstützen. Soll­test Du fi­nan­zi­elle Mit­tel benöti­gen, die über die ge­nannte Summe hin­aus­ge­hen, wer­den wir diese in Form ei­nes Dar­le­hens zur Verfügung stel­len. Nach Ab­schluss Dei­nes Stu­di­ums ist die in An­spruch ge­nom­mene Dar­le­hens­summe an uns zurück­zu­zah­len."

Im Au­gust 2009 er­folgte ein wei­te­res Schrei­ben, wo­nach der Be­trag von 700 € auf 950 € ab Sep­tem­ber 2009 erhöht wurde. Im Übri­gen blieb die im Ok­to­ber 2008 ge­trof­fene Ab­spra­che un­verändert be­ste­hen. Zum 27.12.2012 er­folgte eine Auf­stel­lung der zusätz­lich durch die Kläger ver­aus­gab­ten Beträge für den Zeit­raum Ok­to­ber 2008 bis De­zem­ber 2011, wo­nach sich zum 31.12.2011 rd. 17.000 € er­ga­ben. Die Kläger ver­tra­ten die An­sicht, es handle sich um ein Aus­bil­dungs­dar­le­hen.

Das Fi­nanz­amt teilte mit, es handle sich nicht um einen steu­er­lich an­zu­er­ken­nen­den Dar­le­hens­ver­trag un­ter na­hen An­gehöri­gen. Er kündigte an, den Ein­kom­men­steu­er­be­scheid 2011 nach § 164 Abs. 2 AO zu ändern und die bis­her an­ge­setz­ten Un­ter­halts­auf­wen­dun­gen zu strei­chen. Mit der Ein­spruchs­ent­schei­dung vom 18.3.2014 setzte das Fi­nanz­amt die Ein­kom­men­steuer 2011 auf 72.760 € her­auf.

Das FG wies die hier­ge­gen ge­rich­tete Klage ab. Die Re­vi­sion zum BFH wurde nicht zu­ge­las­sen.

Die Gründe:
Das Fi­nanz­amt hat zu Recht Un­ter­halts­auf­wen­dun­gen für den Sohn A nicht nach § 33 a Abs. 1 EStG zum Ab­zug zu­ge­las­sen.

Das Vermögen des Soh­nes be­lief sich vor­lie­gend auf 25.410 € und lag da­mit über der Grenze von 15.500 €. Von dem Ak­tiv­vermögen sind keine Schul­den ge­genüber den Klägern auf­grund der Fi­nan­zie­rung des Stu­di­ums ab­zu­zie­hen. Denn zwi­schen den Klägern und A ist kein steu­er­lich an­zu­er­ken­nen­der Dar­le­hens­ver­trag ge­schlos­sen wor­den, aus dem sich der von den Klägern er­rech­nete Schuld­pos­ten von 17.023 € ergäbe.

Das Schrei­ben der Kläger von Ok­to­ber 2008 mit dem Kennt­nis­ver­merk des Soh­nes kann be­reits nicht als Dar­le­hens"ver­trag" ge­wer­tet wer­den. Viel­mehr han­delt es sich um ein ein­sei­ti­ges Ver­spre­chen der El­tern, die Un­ter­halts­kos­ten des Soh­nes für die Dauer des Stu­di­ums in un­be­grenz­ter Höhe zu über­neh­men. Eine Ver­ein­ba­rung im Sinne ei­nes ge­gen­sei­ti­gen Ver­tra­ges über ein Geld­dar­le­hen gem. § 488 BGB ist dem Wort­laut des Schrei­bens nicht zu ent­neh­men. Selbst wenn man aber das Schrei­ben als "Ver­trag" be­ur­tei­len würde, wäre die­ser steu­er­recht­lich nicht an­zu­er­ken­nen.

Ver­trag­li­che Ver­ein­ba­run­gen zwi­schen na­hen An­gehöri­gen können in der Re­gel steu­er­recht­lich nur dann berück­sich­tigt wer­den, wenn die Ver­ein­ba­rung klar und ein­deu­tig ist, der ge­setz­lich vor­ge­schrie­be­nen Form genügt und so­wohl die Ge­stal­tung als auch die Durchführung dem zwi­schen Frem­den Übli­chen ent­spre­chen. Die höchstrich­ter­li­che Recht­spre­chung dif­fe­ren­ziert bei der Prüfung, ob zwi­schen na­hen An­gehöri­gen ab­ge­schlos­sene Dar­le­hens­verträge der Einkünf­te­er­mitt­lung zu­grunde zu le­gen sind, nach dem An­lass der Dar­le­hens­gewährung. So ist bei Dar­le­hen, die der Fi­nan­zie­rung der An­schaf­fungs- oder Her­stel­lungs­kos­ten von Wirt­schaftsgütern die­nen, für die steu­er­li­che An­er­ken­nung we­ni­ger der Fremd­ver­gleich als die ein­zel­nen Klau­seln des Dar­le­hens­ver­tra­ges maßgeb­lich.

Selbst wenn man vor­lie­gend da­von aus­geht, dass die Zu­wen­dun­gen der Kläger über­wie­gend An­schaf­fun­gen des Soh­nes für sei­nen Le­bens­be­darf ab­de­cken soll­ten, kommt eine steu­er­li­che An­er­ken­nung ei­nes Dar­le­hens­ver­tra­ges nicht in Be­tracht. Das Schrei­ben der El­tern enthält kei­ner­lei Re­ge­lun­gen über die Höhe des Dar­le­hens, die ge­naue Lauf­zeit, eine et­waige Ver­zin­sung und die Rück­zah­lungs­mo­da­litäten. Da­mit entfällt auch jede Ver­gleich­bar­keit mit den von den Klägern an­geführ­ten Aus­bil­dungs­dar­le­hen des BAFöG-Am­tes oder von Kre­dit­in­sti­tu­ten. Ein steu­er­lich an­zu­er­ken­nen­der, das Vermögen min­dern­der Schuld­pos­ten des Soh­nes ge­genüber den Klägern war da­her zu ver­nei­nen.

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