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Devisengeschäfte als Bestandteil bestimmter Darlehen in Fremdwährung keine Wertpapierdienstleistung

EuGH 3.12.2015, C-312/14

De­vi­sen­ge­schäfte, die Be­stand­teil be­stimm­ter Ar­ten von Dar­le­hen in Fremdwährung sind, stel­len keine Wert­pa­pier­dienst­leis­tung dar. Sie un­ter­lie­gen da­her nicht den Uni­ons­re­ge­lun­gen zum An­le­ger­schutz.

Der Sach­ver­halt:
Das be­klagte Ehe­paar aus Un­garn un­ter­zeich­nete bei der kla­gen­den Ba­nif Plus Bank einen Kre­dit zur Fi­nan­zie­rung ei­nes Au­to­kaufs. Um einen güns­ti­ge­ren Zins­satz zu er­hal­ten als den, der für Dar­le­hen in un­ga­ri­schen Fo­rint an­ge­bo­ten wurde, ent­schie­den sich die Be­klag­ten für einen Kre­dit in Fremdwährung und setz­ten sich da­mit während der Til­gungs­zeit dem Ri­siko der Be­wer­tung die­ser De­vi­sen im Verhält­nis zum Fo­rint aus.

Im Rah­men der von der Kläge­rin beim Be­zirks­ge­richt Ráckeve, Un­garn, er­ho­be­nen Klage be­an­trag­ten die Be­klag­ten die Fest­stel­lung, dass Kre­dit­verträge in Fremdwährung un­ter die Richt­li­nie über Märkte für Fi­nanz­in­stru­mente (Richt­li­nie 2004/39/EG) fal­len, so dass die Bank als Kre­dit­in­sti­tut u.a. ver­pflich­tet ge­we­sen wäre, die An­ge­mes­sen­heit oder die Eig­nung der zu er­brin­gen­den Dienst­leis­tung zu be­wer­ten.

Das un­ga­ri­sche Ge­richt hat dem EuGH die Frage zur Vor­ab­ent­schei­dung vor­ge­legt, ob die Gewährung ei­nes Dar­le­hens in Fremdwährung wie des im Aus­gangs­ver­fah­ren in Rede ste­hen­den als Er­brin­gung ei­ner Wert­pa­pier­dienst­leis­tung an­ge­se­hen wer­den kann, auf die die frag­li­chen Be­stim­mun­gen der Richt­li­nie An­wen­dung fin­den. Fer­ner möchte das un­ga­ri­sche Ge­richt wis­sen, ob die Nicht­be­ach­tung die­ser Vor­schrif­ten zur Nich­tig­keit des Dar­le­hens­ver­trags führt.

Die Gründe:
De­vi­sen­ge­schäfte, die Be­stand­teil von Dar­le­hen in Fremdwährung sind, stel­len keine Wert­pa­pier­dienst­leis­tun­gen dar, so dass die Gewährung ei­nes sol­chen Dar­le­hens nicht den Be­stim­mun­gen der Richt­li­nie zum An­le­ger­schutz un­ter­liegt. Ob dies vor­lie­gend im Ein­zel­nen zu be­ja­hen ist, wird das vor­le­gende Ge­richt zu überprüfen ha­ben.

In ei­ner Rechts­sa­che wie der vor­lie­gen­den können ver­schie­dene Uni­ons­re­ge­lun­gen zum Ver­brau­cher­schutz von Be­deu­tung sein. Dies gilt für die Richt­li­nie 93/132, die be­reits Ge­gen­stand ei­nes EuGH-Ur­teils im Zu­sam­men­hang mit auf De­vi­sen lau­ten­den Dar­le­hens­verträgen war (EuGH 30.4.2014, C 26/13), so­wie die Richt­li­nien 87/102/EWG und 2008/48/EG, die eine Reihe von Schutz­vor­schrif­ten ent­hal­ten, die dem Dar­le­hens­ge­ber be­stimmte Ver­pflich­tun­gen u.a. zur In­for­ma­tion des Ver­brau­chers auf­er­le­gen.

Die De­vi­sen­ge­schäfte, die im Rah­men der Gewährung ei­nes Dar­le­hens in Fremdwährung wie des vor­lie­gen­den durch­geführt wer­den, sind Tätig­kei­ten, die sich zur Be­reit­stel­lung und Rück­zah­lung des Dar­le­hens rein ak­zess­ori­sch ver­hal­ten. Diese Ge­schäfte ha­ben al­lein den Zweck, die Durchführung die­ser bei­den Haupt­pflich­ten des Dar­le­hens­ver­trags zu ermögli­chen. Da der Kre­dit­neh­mer aus­schließlich die Mit­tel er­lan­gen möchte, um ein Kon­sum­gut zu kau­fen oder eine Dienst­leis­tung zu er­hal­ten, und nicht ein Wech­sel­kurs­ri­siko steu­ern oder auf den Wech­sel­kurs von De­vi­sen spe­ku­lie­ren will, ist der Zweck der in Rede ste­hen­den Ge­schäfte nicht die Vor­nahme ei­ner Wert­pa­pier­dienst­leis­tung. Im Übri­gen stel­len diese Ge­schäfte nach der Richt­li­nie nicht selbst sol­che Dienst­leis­tun­gen dar.

Die De­vi­sen­ge­schäfte im Streit­fall sind darüber hin­aus mit einem In­stru­ment, dem Dar­le­hens­ver­trag, ver­bun­den, das selbst kein Fi­nanz­in­stru­ment im Sinne der Richt­li­nie ist. Diese Ge­schäfte be­zie­hen sich nicht auf einen Ter­min­kon­trakt, da sie nicht den Ver­kauf ei­nes fi­nan­zi­el­len Ak­ti­vums zu einem bei Ver­trags­schluss fest­ge­leg­ten Preis zum Ge­gen­stand ha­ben. Vor­lie­gend ist der für die Be­rech­nung der Rück­zah­lun­gen zu berück­sich­ti­gende Wert der De­vi­sen nicht im Vor­aus fest­ge­legt, er wird viel­mehr auf der Grund­lage des Ver­kaufs­kur­ses die­ser De­vi­sen zum Fällig­keits­zeit­punkt je­der Rate be­stimmt.

Link­hin­weis:

Für den auf den Web­sei­ten des EuGH veröff­ent­lich­ten Voll­text der Ent­schei­dung kli­cken Sie bitte hier.

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