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Stromanbieter dürfen Zahlungsmöglichkeiten nicht auf Lastschrift beschränken

OLG Köln 24.3.2017, 6 U 146/16

Strom­an­bie­ter müssen für je­den Ta­rif ver­schie­dene Zah­lungsmöglich­kei­ten an­bie­ten und dürfen sich nicht auf das Last­schrift­ver­fah­ren (SEPA-Last­schrift­man­dat) be­schränken. Die be­rech­tig­ten wirt­schaft­li­chen In­ter­es­sen der Strom­an­bie­ter wer­den da­durch ge­wahrt, dass sie die Mehr­kos­ten, die durch aufwändi­gere Zah­lungs­wei­sen ent­ste­hen, an die Kun­den wei­ter­ge­ben dürfen.

Der Sach­ver­halt:
Bei dem Be­klag­ten han­delt es sich um einen Strom­an­bie­ter. Er hatte ver­schie­dene Ta­rife mit un­ter­schied­li­chen Be­din­gun­gen und ver­schie­de­nen Zah­lungsmöglich­kei­ten an­ge­bo­ten. Bei ei­ner On­line-Be­stel­lung des Ta­rifs "Strom Ba­sic" ver­langte er al­ler­dings zwin­gend die An­gabe von Kon­to­da­ten und die Er­tei­lung ei­nes SEPA-Last­schrift­man­dats. Bei an­de­ren Ta­ri­fen wur­den hin­ge­gen auch an­dere Zah­lungsmöglich­kei­ten eröff­net.

Die kla­gende Ver­brau­cher­zen­trale sah in die­ser Pra­xis einen Ver­stoß ge­gen § 41 Abs. 2 S. 1 EnWG. Da­nach müssen Haus­halts­kun­den vor Ver­trags­schluss ver­schie­dene Zah­lungsmöglich­kei­ten an­ge­bo­ten wer­den. Der Be­klagte hielt seine Pra­xis trotz­dem für zulässig und ar­gu­men­tierte da­mit, dass bei den ver­schie­de­nen Ta­ri­fen un­ter­schied­li­che Zah­lungsmöglich­kei­ten be­ste­hen würden. Da sich oh­ne­hin über 90% der Haus­halts­kun­den für Last­schrift ent­schie­den, könne durch die Vor­gabe die­ser Zah­lungs­art die Über­wa­chung des Zah­lungs­ver­kehrs ver­ein­facht und die ein­ge­spar­ten Kos­ten an die Kun­den im güns­ti­gen Ba­si­sta­rif wei­ter­ge­ge­ben wer­den.

Das LG gab der Un­ter­las­sungs­klage statt. Die Be­ru­fung des Be­klag­ten blieb vor dem OLG er­folg­los. Die Re­vi­sion wurde nicht zu­ge­las­sen.

Die Gründe:
Nach der - auf EU-Recht zurück­ge­hen­den - Vor­schrift des § 41 Abs. 2 S. 1 EnWG müssen für je­den Ta­rif ver­schie­dene Zah­lungsmöglich­kei­ten an­ge­bo­ten wer­den. Das er­gibt sich so­wohl aus dem Wort­laut als auch aus dem Ge­samt­kon­text der Norm. Es wäre nämlich eine un­an­ge­mes­sene Be­nach­tei­li­gung, wenn be­stimmte, an sich vor­ge­se­hene Zah­lungs­wei­sen ein­zel­nen Kun­den­grup­pen ver­schlos­sen blie­ben. Da Kun­den, die über kein Konto verfügen, auch nicht am Last­schrift­ver­fah­ren teil­neh­men können, wer­den sie durch die vom Be­klag­ten vor­ge­se­he­nen Zah­lungs­mo­da­litäten un­an­ge­mes­sen be­nach­tei­ligt.

Kun­den ohne Konto wer­den ins­be­son­dere vom be­son­ders preisgüns­ti­gen Ba­si­sta­rif von vorn­her­ein aus­ge­schlos­sen, ob­wohl es sich bei ih­nen in der Re­gel um ein­kom­mens­schwa­che Kun­den han­delt. Da­bei be­ruht der Preis­vor­teil ge­genüber an­de­ren Ta­ri­fen nicht nur auf der Er­spar­nis we­gen des SEPA-Last­schrift­ver­fah­rens, son­dern auch auf wei­ter­ge­hen­den Leis­tun­gen des Strom­an­bie­ters bzw. auf ab­wei­chen­den Be­din­gun­gen in an­de­ren Ta­ri­fen.

Die be­rech­tig­ten wirt­schaft­li­chen In­ter­es­sen des be­klag­ten Strom­an­bie­ters wer­den viel­mehr da­durch ge­wahrt, dass er die Mehr­kos­ten, die durch aufwändi­gere Zah­lungs­wei­sen ent­ste­hen, an die Kun­den wei­ter­ge­ben darf. Nach § 312a Abs. 4 BGB darf das Ent­gelt aber nicht über die Kos­ten hin­aus­ge­hen, die dem Un­ter­neh­mer durch die Nut­zung des Zah­lungs­mit­tels ent­ste­hen.

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