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Steuerberatung

Keine Gewerbesteuerbefreiung ambulanter Dialysezentren

BFH 25.1.2017, I R 74/14

Ein Dia­ly­se­zen­trum, in dem die Dia­ly­se­pa­ti­en­ten am­bu­lant be­han­delt wer­den, ist kein Kran­ken­haus i.S.d. § 3 Nr. 20 Buchst. b GewStG a.F. Es ist auch we­der eine Ein­rich­tung zur vorüber­ge­hen­den Auf­nahme pfle­ge­bedürf­ti­ger Per­so­nen noch eine Ein­rich­tung zur am­bu­lan­ten Pflege kran­ker und pfle­ge­bedürf­ti­ger Per­so­nen i.S.d. § 3 Nr. 20 Buchst. d GewStG a.F.

Der Sach­ver­halt:
Die kla­gende GmbH be­trieb in den Streit­jah­ren (2004 bis 2009) zwei Dia­ly­se­zen­tren. Sie be­schäftigte Kran­ken­fachkräfte und -pfle­ger, die die Pa­ti­en­ten während der Dia­lyse be­treu­ten. Das Fi­nanz­amt ging da­von aus, dass der Be­trieb ei­nes Dia­ly­se­zen­trums nicht von der Be­frei­ung des § 3 Nr. 20 GewStG a.F. er­fasst sei und er­ließ ent­spre­chende Ge­wer­be­steu­er­mess­be­scheide für die Streit­jahre.

Das FG wies die hier­ge­gen ge­rich­tete Klage ab. Die Re­vi­sion der Kläge­rin hatte vor dem BFH kei­nen Er­folg.

Die Gründe:
Das FG hat zu Recht da­hin er­kannt, dass die Kläge­rin, die kraft Rechts­form einen Ge­wer­be­be­trieb un­terhält (§ 2 Abs. 2 S. 1 GewStG) und da­mit gem. § 2 Abs. 1 GewStG der Ge­wer­be­steuer un­ter­liegt, nicht nach § 3 Nr. 20 GewStG a.F. von der Ge­wer­be­steuer be­freit ist.

Nach § 3 Nr. 20 GewStG a.F. können Kran­kenhäuser, Ein­rich­tun­gen zur vorüber­ge­hen­den Auf­nahme pfle­ge­bedürf­ti­ger Per­so­nen, Ein­rich­tun­gen zur am­bu­lan­ten Pflege kran­ker und pfle­ge­bedürf­ti­ger Per­so­nen so­wie Ein­rich­tun­gen zur am­bu­lan­ten oder sta­tionären Re­ha­bi­li­ta­tion von der Ge­wer­be­steuer be­freit sein. Der nach so­zi­al­recht­li­chen Vor­ga­ben geprägte Be­griff "Kran­ken­haus" (der die Möglich­keit der Voll­ver­sor­gung der Pa­ti­en­ten er­for­dert) ist vor­lie­gend nicht erfüllt. Für eine Gleich­stel­lung mit einem kran­kenhäus­li­chen Dia­ly­se­zen­trum fehlt die Rechts­grund­lage.

Die ge­setz­ge­be­ri­sche Ein­en­gung der Steu­er­be­frei­ung auf Kran­kenhäuser, nicht aber sämt­li­cher Ein­rich­tun­gen, de­ren Leis­tun­gen über die So­zi­al­ver­si­che­rungsträger ab­ge­rech­net wer­den können, ist auf­grund der Be­deu­tung der Voll­ver­sor­gung und de­ren be­son­de­rer Kos­ten­struk­tur nicht zu be­an­stan­den. Die Dia­ly­se­zen­tren können auch nicht als Ein­rich­tun­gen zur vorüber­ge­hen­den Auf­nahme pfle­ge­bedürf­ti­ger Per­so­nen an­ge­se­hen wer­den. Denn ein dafür er­for­der­li­cher auf die Un­terstützung bei gewöhn­li­chen und re­gelmäßig wie­der­keh­ren­den Ver­rich­tun­gen der Per­so­nen ge­rich­te­ter Zweck lag nicht be­reits darin, den Pa­ti­en­ten während des Auf­ent­halts Hil­fe­stel­lung in dem für die In­an­spruch­nahme der nicht­pfle­ge­ri­schen Leis­tung (der Dia­lyse) er­for­der­li­chen Maß zu ge­ben.

Die Ein­rich­tun­gen der Kläge­rin dien­ten auch nicht zur am­bu­lan­ten Pflege kran­ker und pfle­ge­bedürf­ti­ger Per­so­nen; denn da­mit sind nur Pfle­ge­dienste ge­meint, die Pfle­ge­bedürf­tige in ih­rer Woh­nung pfle­gen und haus­wirt­schaft­lich ver­sor­gen. Of­fen blei­ben konnte schließlich die Frage, ob am­bu­lante Dia­ly­se­zen­tren als Ein­rich­tun­gen zur am­bu­lan­ten oder sta­tionären Re­ha­bi­li­ta­tion an­zu­se­hen sind. Die­ser Be­frei­ungs­tat­be­stand (ab 2015) war für den Streit­fall zeit­lich (noch) nicht an­wend­bar.

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